Astrid Seehaus -Und morgen kommt der Weihnachtsmann -Braunlage
Es war ein Fehler, dass er hier war. Er wusste es in dem Moment, als der Lieferwagen von der 242 herunterkam und in denKegelbahnweg einbog, um hier Pause zu machen, eigentlich alleswie immer. Aber der Wagen hatte das falsche Kennzeichen und der Mann, der ihn fuhr, war nicht Eddi.
Benni und seine Tipps. Wieso hatte er sich überhaupt darauf eingelassen, sich mit Benni zu treffen? Ihm hatte er doch die drei Jahre im Bau zu verdanken. Ihm und seinen sicheren Tipps. Hach! Dass er nicht lachte. Bennis Tipps waren einen Dreck wert.
Klaas hockte in den tropfnassen Blaubeersträuchern hinter einer Tanne und hoffte, dass nicht gerade jetzt eine alte Dame auf die irrsinnige Idee gekommen war, bei dem lausigen Wetter mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Er musste wie ein Exhibitionist wirken, der auf seinen Auftritt wartete. Und zu Hause saß Gabi mit dem Essen.
Es zog wie Hechtsuppe. Er fror, besonders am Kopf, wo sich sein rötlich-blondes Haar lichtete. Die Sturmhaube hatte er vergessen. Und die Ronald Reagan-Maske schloss nicht dicht genug um seine Ohren und würde ihn verdächtig erscheinen lassen. Was für ein lächerlicher Gedanke! Alles an ihm war momentan verdächtig, bis hin zu den neongrünen Turnschuhen, die eventuellen Zeugen sofort ins Auge fallen würden.
Klaas sah sich um, noch schienen er und der Fahrer des Lieferwagens allein auf dem Parkplatz. Der Fahrer machte wie Eddiseine Mittagspause an diesem ruhigen Plätzchen, nachdem er die Lieferungen in Sankt Andreasberg erledigt hatte. Da es nur noch zwei Tage bis Weihnachten und die Liefermengen auf dem Höhepunkt waren, fand Klaas es aber unbegreiflich, dass sich der Fahrer diese Auszeit nahm. Klaas wusste von Eddi, der für diese Lieferfirma arbeitete, dass es vor den Feiertagen überhaupt keine Pause gab, deshalb war es ja so schwierig, die Lieferwagen zu überfallen. Und dabei waren die lukrativsten Raubzüge die vor Weihnachten. Bis auf den vor vier Jahren. Seit elf Monaten erst war er raus aus dem Knast. Benni hatte von einem heißen Tipp geschwafelt. Als Mittelsmann gehörte er zu einer Bande, die Fernseher in den Osten verschob. LED-Bildschirme waren damals der Renner, und Benni hatte gemeint, wenn er, Klaas, mitmachen würde, müsste er für ein Jahr nicht arbeiten und darüber hinaus könnte er seiner Gabi endlich den fetten Verlobungsring kaufen.
Stattdessen war seine Libido im Knast verschrumpelt, und Gabi hatte ihn drei Jahre später ziemlich schlecht gelaunt am Gefängnistor abgeholt. Na ja, ziemlich war recht untertrieben, Klaas wäre am liebsten umgekehrt und hätte beim Vollzugsbeamten um Verlängerung seiner Knastzeit gebeten. Aber nun hatte sie sich beruhigt, war wieder das liebende Frauchen, das er wollte. Ja, er gab es zu. Er brauchte sie. Seit der ersten Klasse, wo er schon den Blick nicht von ihr hatte wenden kö