: Anne Herries
: Das Landmädchen und der Lord
: Cora Verlag
: 9783733769529
: Historical
: 1
: CHF 3.10
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Gerettet! Eine großzügige Schenkung erlaubt der jungen Susannah, ihre erste Saison in London zu genießen. Dass ausgerechnet der attraktive Lord Harry Pendleton sie umwirbt, versetzt die zarte Schönheit vom Lande allerdings in tiefe Unruhe. Manch andere Debütantin wäre beglückt, denn Harry ist eine blendende Partie! Doch da ist diese seltsame Kühle in seinen Blicken ... Und als er sie bittet, seine Frau zu werden, kann Susannah ihre Zweifel kaum bändigen: Was, wenn es ihr niemals gelingt, in ihrem Ehemann die Wärme wahrer Liebe, das Feuer echter Leidenschaft zu entfachen?



<p>Anne Herries ist die Tochter einer Lehrerin und eines Damen Friseurs. Nachdem sie mit 15 von der High School abging, arbeitete sie bis zu ihrer Hochzeit bei ihrem Vater im Laden. Dann führte sie ihren eigenen Friseur Salon, welchen sie jedoch aufgab, um sich dem Schreiben zu widmen und ihrem Mann in seinem Antiquitätengeschäft unter die Arme zu greifen. Anne Herries erster Erfolg ereignete sich 1979, als sie unter dem Namen Lynn Granville schrieb und ihre Arbeit von Robert Hale akzeptiert wurde. Weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten und so veröffentlichte sie 12 Bücher bei Mills& Boon. Bis heute hat Anne Herries verschiedene Bücher unter ihrem Namen und anderen Pseudonymen wie Linda Sole geschrieben. Ihr Lieblingsverlag bleibt Mills& Boon - wegen der freundlichen und familiären Atmosphäre. Schreiben bereitete ihr schon immer Vergnügen und mit dem ersten Roman wurde ein Traum wahr. Neben dem Schreiben liebt Anne Herries gute Filme, sonnige Spaziergänge und Schwimmen. Ihre größte Liebe abgesehen von ihrem Mann und dem Schreiben gilt Tieren und speziell Vögeln. Sie liebt es, die putzigen Eichhörnchen zu füttern, welche regelmäßig in ihren Garten kommen, genauso wie verschiedene Vogelarten und sogar scheue Füchse die während dem letzten Unwetter bei ihr Schutz suchten.</p>

1. KAPITEL

England – 1816

Harry Pendleton sah das Mädchen über die schmale Landstraße laufen – nur wenige Sekunden bevor er an den Zügeln zerrte und das Gespann abrupt zum Stillstand zwang. Während er klirrendes Zaumzeug, schrilles Wiehern und die Flüche des Reitknechts hörte, brachte er die verwirrten Pferde unter Kontrolle. Eine so grobe Behandlung waren sie nicht gewöhnt.

Nun begann er ebenfalls zu fluchen. Beinahe wäre die junge Frau unter die Hufe geraten. „Was, zum Teufel, bilden Sie sich eigentlich ein?“, donnerte er, warf dem Reitknecht die Zügel zu und sprang vom Fahrersitz. „Ich hätte Sie töten können!“

„Wären Sie nicht so schnell gefahren, hätte mir keine Gefahr gedroht.“ Trotz ihrer Blässe und der zitternden Hände warf sie herausfordernd ihr langes Haar in den Nacken. Verächtlich starrte sie ihn an. „Für ein so halsbrecherisches Tempo sind diese Landstraßen nicht geschaffen, Sir. Und ich hatte keine Ahnung, dass Sie plötzlich um die Biegung rasen würden …“

„Sicher waren die Hufschläge und das Geräusch der rollenden Räder laut genug“, verteidigte er sich, obwohl er ihr teilweise recht geben musste. „Was, um alles in der Welt, hat Sie veranlasst, wie von Furien gehetzt über die Straße zu stürmen?“

„Ich sah Primeln auf der anderen Seite, und die wollte ichpflücken. Glauben Sie mir, Sir, das ist eine sehr ruhige Straße. Hier fährt niemand so schell wie Sie.“

„Wahrscheinlich weil niemand dazu fähig ist.“ Noch während er sprach, erkannte er, wie lächerlich und arrogant seine Worte klangen. Das passte nicht zu seinem Wesen. „Wenn Sie die Straße in der Nähe einer Biegung überqueren, sollten Sie vorsichtiger sein, Miss …“ Erst jetzt merkte er, wie schön sie war. Ihr Haar, das im Wind flatterte, glich gesponnenem Gold. In ihren klaren meergrünen Augen hätte ein Mann fast ertrinken können. Fasziniert starrte er sie an. „Verzeihen Sie, ich kenne Ihren Namen nicht.“

„Den werde ich Ihnen auch nicht verraten, Sir“, entgegnete sie und hielt seinem Blick stand. „Ich finde Sie anmaßend und unhöflich. Und jetzt werde ich gehen.“

Verblüfft schaute er ihr nach, als sie davoneilte und über einen Zauntritt am Straßenrand kletterte. Nun wurde ihm bewusst, wie schlecht er sich benommen hatte.

„Tut mir leid!“, rief er ihr nach. „Ich sorgte mich, weil ich Sie beinahe getötet hätte. So rüde wollte ich Sie nicht anherrschen.“

Sie drehte sich nicht um, sondern entfernte sich auf einer Blumenwiese. Eine Zeit lang beobachtete er sie noch, dann schüttelte er den Kopf und stieg auf den Fahrersitz seines Phaetons. Sein verdammtes Temperament war mit ihm durchgegangen. Nur ganz selten verlor er seine Selbstkontrolle. Aber an diesem Morgen war es geschehen. Statt die junge Dame anzuschreien, hätte er sich vergewissern sollen, ob sie mit dem Schrecken davongekommen und ansonsten wohlbehalten war. Einige Sekunden lang erwog er, ihr zu folgen. Aber er musste sich beeilen. Er hatte versprochen, seine Freunde zu treffen, und sich ohnehin schon verspätet.

Die Stirn gerunzelt, fuhr er weiter – diesmal etwas langsamer. Offenbar war die junge Frau unverletzt. Doch er hatte nicht danach gefragt. Zumindest hätte er sich erkundigen sollen, ob sie seine Hilfe brauchte. Wenn er auch den Eindruck gewann, dass sie nicht darauf angewiesen war … Lächelnd entsann er sich, wie selbstsicher sie seine Vorwürfe beantwortet hatte. Ihre Nerven hatten offensichtlich keinen Schaden erlitten. In der Stadt wären die meisten jungen Damen einer Ohnmacht nahe, würden sie einem so ungehobelten Gentleman begegnen. Nun, nach ihrer Kleidung zu schließen und weil sie ohne Hut und Begleitung umherstreifte, war sie zweifellos ein Landmädchen – vielleicht die Tochter des ortsansässigen Vikars. Vermutlich würde er sie nie wiedersehen. Obwohl er ein ge