: Dieter Bednarz
: Schwer erleuchtet Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426440742
: 1
: CHF 6.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In seinem neuen Roman 'Schwer erleuchtet' erzählt der erfolgreiche Buch-Autor Dieter Bednarz eine humorvolle Geschichte um einen lebensfrohen buddhistischen Mönch und ein ganz normales Paar aus Hamburg, um einen Zusammenprall der Kulturen, um Buddhismus und Kapitalismus, um Sein und Schein und das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Dafür lieferte, wie schon bei den früheren Büchern von Dieter Bednarz, die Biographie des Autors die entscheidende Anregung: Wie die Roman-Figuren heirateten auch Dieter Bednarz und seine Frau Esther während eines Ayurveda-Urlaubs auf Sri Lanka, die Hochzeits-Rezitation eines buddhistischen Mönchs in dessen Tempel inklusive. Und wie Maya und Daniel in 'Schwer erleuchtet' luden auch Esther und Dieter den Mönch zum Dank zu sich nach Hamburg ein - ein Angebot, das der Ehrwürdige später in Anspruch nahm - für ganze drei Monate. Diese wahre Begebenheit hat der Autor in 'Schwer erleuchtet' weitergesponnen zu einem augenzwinkernd-heiteren Roman mit vielen klugen Einsichten über das Festhalten und Loslassen, über das Haben-wollen und Nicht-bekommen-können, über Achtsamkeit und die wirklich wichtigen Dingen des Lebens. »Sollten Sie jemals in Hamburg sein, sind Sie uns herzlich willkommen!« So etwas sagt man schon mal, entspannt von tropischer Sonne und der letzten Ayurveda-Behandlung. Aber wer rechnet damit, dass es ein paar Monate später an der Tür klingelt und ein orange gewandeter Mönch davor steht, mit einem strahlenden Lächeln und ohne die Absicht, so bald wieder abzureisen? Dieter Bednarz' Helden Maya und Daniel staunen nicht schlecht, mit welch unbekümmerter Gelassenheit Mönch Siri in kürzester Zeit ihr Leben auf den Kopf stellt. Und das ihrer Nachbarn gleich mit. Bevor sich die beiden versehen, wird ihre Wohnung zum Meditations-Raum, gehört Yoga zu ihrem Alltag, stellen sie ihre Work-Life-Balance, ihre zentralen Werte und wenig später gleich noch ihre Ehe infrage. In ihrem Leben bleibt kein Gefühl, kein Wert auf dem anderen. Aber wie, bitteschön, lädt man einen Mönch wieder aus? Und vor allem: Wäre das dann nicht schlecht fürs Karma? Schon die früheren Bücher von Dieter Bednarz, 'Überleben an der Wickelfront' und 'Man darf sich doch mal irren', wurden erfolgreich für das ZDF verfilmt (jeweils mit Uwe Ochsenknecht und Valerie Niehaus als Dieter und Esther). Auch die Rechte für 'Schwer erleuchtet' sind bereits verkauft, diesmal für eine Kino-Verfilmung.

Dieter Bednarz, Jahrgang 1956, lebt mit Frau und drei Töchtern in Hamburg, bislang ohne größere Erleuchtungserlebnisse. Sein weitgehend autobiographisches Buch 'Überleben an der Wickelfront' wurde als Spielfilm mit dem gleichen Titel zum Quotenerfolg im ZDF, ebenso wie die TV-Verfilmung seines Romans 'Mann darf sich doch mal irren! - Unser Leben nach der Wickelfront', der weitgehend fiktiven Fortschreibung der Familiengeschichte.

Kapitel 2


Nicht jetzt.« Maya schob Daniels Hand sanft zur Seite. »Es kann jeden Moment klingeln.«

»Und wenn schon.« Daniel küsste Maya liebevoll in den Nacken. »Wir müssen ihm ja nicht aufmachen.«

Sie drehte sich zur Seite. »Bitte.« Unter dem Vorwand, nach ihrem Weinglas zu greifen, befreite sie sich aus Daniels Umarmung, stand augenzwinkernd auf und ging auf die offene Schiebetür zu. Sie warf einen langen Blick auf den eingedeckten Tisch im Esszimmer. Gläser, Teller, Besteck, die Kerzen, sogar die Damastservietten hatte Daniel aus den Schubladen hervorgeholt. Aus den Boxen erklang Robbie Williams, den Daniel für einen »Schmalzheini« hielt. Umso mehr wusste sie zu schätzen, dass er dessen neueste Songs heruntergeladen hatte. Für sie.

Maya wandte sich wieder Daniel zu, der sich in die Couch hatte zurückfallen lassen und seine Beine unter den Zeitungstisch ausstreckte.

»Wirklich, Danny, das hast du sehr schön gemacht.« Lachend prostete sie ihm zu.

»Zeit hatte ich ja wieder mal genug, heute«, brummte Daniel und erinnerte Maya daran, dass sie vorhin nur knapp an einem Krach vorbeigeschrammt waren.

»Ich dachte, du hättest deiner überarbeiteten Anwältin vergeben«, sagte sie mit dem aufgesetzten Blick einer reuigen Sünderin.

Daniel musste sich anstrengen, weiter beleidigt zu schauen. Er liebte Mayas Selbstbewusstsein, ihre Ironie, und er hatte großen Respekt vor ihr als Juristin. Aber dass sie sich auch an diesem Sonntag wieder nicht von ihren Akten hatte trennen können, hatte ihn mit jeder Stunde, die sie ihn hatte warten lassen, mehr und mehr verärgert.

Familienanwältin zu sein, hatte sie ihm einmal erklärt, sei nun mal ein Saisongeschäft. Nach Weihnachten und Neujahr herrsche Hochbetrieb. Dann zeigten die Dramen unter dem Tannenbaum ihre Wirkung.

Maya war dankbar für diese Stunden an den Wochenenden, in denen sie, allein in der Kanzlei, ihre Akten abarbeiten konnte. Über ihren Fällen zu sitzen, sich reinzuknien, dieses Suchen nach Widersprüchen und Lücken, dieses Kombinieren von Fakten und Paragrafen, verschaffte ihr eine große Zufriedenheit. Doch im Gegensatz zu nicht wenigen Kollegen ging es Maya auch immer um die Menschen, die ihren Rat suchten, die sie brauchten. Wirklich helfen zu können machte sie glücklich.

»Meine kleine Samariterin«, verspottete Daniel sie mitunter, wenn er wieder glaubte, ihr sei ein Fall wichtiger als er. Wenn er sich besonders vernachlässigt fühlte oder schlecht gelaunt war, weil er sich im Sender geärgert hatte, warf er ihr allerdings auch zu großen Ehrgeiz vor, über den sie Zeit und Raum vergessen konnte – und auch ihn.

Erst seineSMS »Wein ist gleich verdunstet«, ohne Kuss, ohne Gruß, hatte sie am heutigen Abend aus der Akte gerissen, die sie die letzten Stunden beschäftigt hatte. Typen wie dieser Wulf, um den es darin ging, waren genau der Grund, warum Maya sich auf Familienrecht spezialisiert hatte und mit Strafrecht möglichst wenig zu tun haben wollte. Aber Wulf war eine Erblast aus der Anwaltszeit ihres Vaters – und deshalb nahm sie dessen Fall besonders ernst. Sie wollte ihrem alten Herrn zeigen, dass er ihr seine Kanzlei zu Recht übergeben hatte.

»Ich gehe schon«, sagte Daniel, als es klingelte. Er riss die Wohnungstür auf und schaute erwartungsvoll ins Treppenhaus. Barscher, als er es eigentlich wollte, rief er: »Na, das wurde aber auch Zeit.«

Ein junger Mann mit orangefarbenem Turban und brustlangem schwarzen Bart lief die Stufen hinauf und auf ihn zu. Strahlend hielt er Daniel zwei Pizzakartons unter die Nase, den einen mit links, den anderen mit rechts. Die Rechnung klemmte zwischen seinen Lippen.

»Wie heißt diese Zirkusnummer bei Ihnen in Indien?«, fragte Daniel. Als bereute er seinen spöttischen Ton, zog er zwei Zehneuroscheine aus der Tasche, sagte: »Stimmt so« und nahm dem Mann die Lieferung ab.

Der Pizza-Kurier sagte nur: »Namaste«, verbeugte sich tief und eilte die Treppe hinunter.

»Der hatte ja Unterhaltungswert«, meinte Maya, die Daniel aus dem Wohnzimmer gefolgt war, und schloss die Tür.

»Er hat jedenfalls mehr Trinkgeld bekommen, als ich sonst gebe«, sagte Daniel, während er sich in sichtlicher Vorfreude über seine Pizza beugte.

Maya schenkte Wein nach, und sie stießen an.

»Auf nachher«, sagte Daniel mit einem breiten Grinsen, als es erneut klingelte. Mit einem entnervten »Was ist denn?«, öffnete er die Tür. Drei Stufen unter ihm stand der Pizza-Inder, der offensichtlich kein Deutsch konnte, und gestikulierte wild in Richtung Parterre.

»You come, please, Mister.«

»You crazy?«, fragte Daniel.

Der Mann eilte die Treppe hinunter und kam wieder hoch.

»I think you have some very special visitor, Sir«, sagte er grinsend.

Daniel schaute zur Wohnungstür und rief: »Schatz, komm mal!« Dann sah er wieder in den Hausflur, atmete tief durch und bemühte sich um ein freundliches Gesicht.

»Wer ist denn da?«, wollte Maya wissen.

»Die Erleuchtung«, rief Daniel über die Schulter zurück.

Maya drängte sich neben ihn ins Treppenhaus, sah Orange, sah Schwarz, sah Weiß, sah den Ehrwürdig