Dunkler Fall
Der Inhaber von Miko-Web war jünger als erwartet, von kleinem Wuchs, sehr muskulös und schlecht rasiert. Er trug eine schwarze, abgewetzte Lederjacke und roch stark nach Zigarettenrauch. Der Auftrag konnte ihm nicht viel bedeuten. Mit einer geschlagenen halben Stunde Verspätung war er im Bahnhofscafé aufgetaucht, hatte sich nach einem nachlässigen Gruß zu Bertil an den Tisch gefläzt, einen doppelten Espresso bestellt und dann scheinbar gleichgültig gefragt: »Sie sind also Peter, nehme ich an?«
Bertil nickte. Ihm war spontan kein besserer Name eingefallen. Natürlich dachte er bei Peter an den Fotografen, jenen Unbekannten, den Viktoria ein paar Mal am Rande erwähnt hatte. Er hatte nie danach gefragt, welche Rolle dieser Peter ansonsten noch in ihrem Leben spielte. Er hatte es nicht wissen wollen.
»Also, Peter. Warum sind Sie hier?«
Bertil tat einen tiefen Atemzug und blickte auf seine Fingernägel. Bereits am Telefon hatte er sein Anliegen nicht näher erklären wollen. Sobald es alles auszusprechen galt, wurde ihm das Ganze peinlich. Er wusste nicht recht, wo er anfangen sollte, war verlegen und verklemmt. Zudem kränkte ihn die Teilnahmslosigkeit seines Gegenübers. Fast bereute er es, sich derart vertrauensvoll an Kari Mikonen gewandt zu haben, den er doch persönlich gar nicht kannte. Dieser arrogante junge Mann hier an seinem Tisch war ihm jedenfalls äußerst unsympathisch.
»Ich suche jemanden«, begann er zaghaft. Als Mikonen ihn noch immer mit leeren Augen ansah, hob Bertil die Aktentasche auf seine Knie und öffnete sie umständlich. Vielleicht konnte der Umschlag ihm Respekt verschaffen. Das Geld darin hatte er am Vortag bei der Bank in Svenljunga abgehoben. Die Kassiererin hatte ihn verwundert angesehen. Sie kannte seine Eltern und auch ihn seit langem. In seiner Familie war man in Sachen Geld stets vorsichtig gewesen. Doch die alten Zeiten waren nun vorbei. Alles war für ihn vorbei. Wozu sollte er jetzt noch sparen? Er riss den Umschlag auf, so dass die Scheine darin für sein Gegenüber sichtbar wurden, und Mikonen hob leicht die Brauen.
»Ich bezahle, was es kostet«, sagte Bertil. »Falls Sie etwas anderes dachten.«
Mikonen grinste sparsam und schüttelte sehr langsam seinen Kopf.
»Eine E-Mail-Adresse. Das ist alles, mehr habe ich leider nicht von ihr.«
Mikonen hob die kleine Tasse an den Mund, schlürfte provozierend laut seinen Mocca und setzte sie bedächti