: Konrad Kölbl
: Conny Cöll - Ohne Gnade
: MedienEdition Welsch
: 9783874116077
: Conny Cöll
: 1
: CHF 2.60
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ohne Gnade' ist randvoll geladen mit der Härte und Unerbittlichkeit einer oft tragisch-heroisch anmutenden Romantik, auf die man in den Weststaaten Nordamerikas in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts noch häufig stieß, deren anscheinende Gnadenlosigkeit sich jedoch in diesem Buch zum Schluss wandelt zu einem Hohen Lied echten Menschentums und hilfsbereiter Nächstenliebe, die neue Hoffnung schenkt und das Dasein zukunftsgläubig bejaht. Der Erzähler macht den Leser vertraut mit der verzweiflungsvollen Not europäischer Auswanderer, die von einem gewissenlosen Agenten betrogen und um ihre letzte Habe gebracht worden sind. Sie glaubten, fruchtbaren Ackerboden erworben zu haben, fanden aber bei ihrer Ankunft am Cumberland-River in Kentucky völlig wertloses versandetes Gelände vor. Sie erleben Conny Cöll von einer neuen, menschlichen Seite. Ihn und seinen Kameraden Neff Cilimm, den 'Gentleman'. Sie greifen entscheidend in Schicksale ein. Sie verhelfen der Gerechtigkeit zum Sieg. Das Geschehen ist eingebettet in charakteristische Einzelheiten von typisch amerikanischer Eigenart - so wird z.B. eindrucksvoll das unvorstellbare Wüten eines Blizzards, eines verheerenden Schneesturmes geschildert. Aufgrund des Alters des Textes kann es sein, dass im Inhalt Begriffe verwendet werden, die heute nicht mehr gebräuchlich bzw. nicht mehr politisch korrekt sind.

Der Schriftsteller Konrad Kölbl wurde am 6. Juli 1912 in München geboren und wuchs in Augsburg auf. Nach dem Tod seiner Mutter kam er in ein katholisches Waisenhaus nach Mindelheim. Dort brachte er sich autodidaktisch die 'Schrift des Teufels', die Stenographie, bei. Mit 15 Jahren ging er zurück zu seinem Vater nach Augsburg und begann eine Lehre als Goldschläger. Weitere Informationen über Konrad Kölbl und seine Werke finden Sie unter: www.connycoell.de!

Ralph Harrod


Um den Rancher Ralph Harrod ganz und richtig verstehen zu können, muss berücksichtigt werden, dass schon sein Vater George Harrod ein verrücktes Huhn gewesen war. Nicht, dass George Harrod nur Allotria trieb. Nein, seine Ranch hatte er in geradezu musterhafter Ordnung, und dass er es im Laufe vieler arbeitsreicher Jahre zu einem großen Wohlstand gebracht hatte, war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass er von der Rinderzucht mehr als mancher andere Ranchbesitzer verstand. Und dann waren da noch Harrods Pferde gewesen! Nirgends in ganz Kentucky wurden solche Pferde gezüchtet wie auf Harrods Ranch Hammonia. Vollblüter edelster Rasse, die durch sorgfältigste Auslese immer höher gezüchtet wurden.

Damals, als von den verwegenen Langjägern Kentucky, das „Grasland“, entdeckt worden war, erschien als einer der ersten Ansiedler ein Vorfahre George Harrods, sah das fruchtbare, üppig grüne Land, das zur Pferde-und Rinderzucht wie geschaffen war, warf vor Begeisterung seine lange Flinte hoch in die Luft, schrie irgendeinen verrückten Ruf schrill und gellend gegen den wolkenlos blauen Himmel, fing die Flinte geschickt wieder auf und lachte sein Weib an: „Mabel“, grinste er, „hier ist’s richtig! Hier wollen wir bleiben!“

Und er war geblieben. Trotz den zahlreichen Überfällen der Osage-Indianer, trotz der Not der ersten Jahre, bis seine Siedlung ihre ersten Erträge abwarf und die immer zahlreicher werdende Familie nicht nur von den oftmals kümmerlichen Erträgnissen der Jagd zu leben gezwungen war ...

Es kamen noch mehrere Generationen Harrods. Sie alle blieben auf ihrer Ansiedlung, rodeten, brachen um, schufen Weideland, bauten Ställe und Schuppen und züchteten Rinder, die sie zwar mühevoll, aber gewinnbringend in Louisville verkauften. Und der Wohlstand mehrte sich.

Und dann wurde eines schönen Tages George Harrod als der künftige Herr der immer größer und reicher werdenden Ranch angesehen. George Harrod war dabei gar nicht der älteste, erbberechtigte Sohn. Vor ihm war noch Joe Harrod, ein kräftiger, sonnverbrannter Bursche von fast zwanzig Jahren. Er war der Erstgeborene. George war gute fünf Jahre jünger. Trotzdem galt George als der künftige Rancher, er war der kommende Mann.

Joe Harrod war ein Träumer. Er kümmerte sich so viel wie gar nicht um den Ranchbetrieb. Höchstens, dass er sich ab und zu ein neues, besseres Pferd aus der frei schweifenden Herde herausfing, um darauf in die Wildnis zu verschwinden.

Es war Joe Harrods Zeitvertreib, in die Wildnis zu verschwinden, zu jagen, zu fischen, zu kundschaften. Und als er einmal nach langen acht Wochen noch nicht aus den Wäldern zurückgekehrt war, wunderte sich niemand darüber. Es war schon oft genug vorgekommen, dass Joe sechs und mehr Wochen fortblieb, um dann eines Tages völlig unerwartet und beladen mit Jagdtrophäen wieder aufzutauchen. Hatte er sich einige Tage still und wortkarg auf der Ranch umhergedrückt, verschwand er wieder spurlos und ohne große Abschiedsszene ...

Die Wildnis hatte ihn mit all ihren Lockungen gepackt. Die prickelnde Gefahr, die er ständig fühlen wollte, ließ ihn nicht mehr los. Und dann hatte ihn die Wildnis behalten. Irgendein wild verwachsener Zedernbusch, vielleicht ein moorig dunkler Tümpel mitten im Urwald mochte wissen, wie Joe Harrod umgekommen war. Vielleicht hatte ihn ein Indianerpfeil getroffen oder ein Tomahawk, eine Kugel aus dem Lauf einer Büchse, die einem roten Jäger gehörte oder einem entwichenen Sträfling. Vielleicht war Joe draußen auf der Prärie unter die stampfenden Hufe einer wilden Büffelherde gekommen. Was dann von ihm übrig geblieben war ... na, erzählen wir lieber etwas anderes!

Jedenfalls kam Joe Harrod nie mehr zurück, und eigentlich wunderte sich niemand groß darüber, so tief und ehrlich auch die Sorge der Eltern um Joe war.

Nun war George Harrod, wie gesagt, der kommende Mann. Quicklebendig und stets zu tollen Streichen aufgelegt, war er von John Main