Erstes Buch
Was, wenn sie versagte? Würde man sie sterben lassen?
Serana Meridan blickte zu ihren Prüfern: drei Magier, die sie alle kannte. Die Magister Lindehalm, Rondarius und Van Dijk – Magietheorie, Stabfechten und Dämonologie.
Magister van Dijk sah von seinen Unterlagen auf. »Adepta Meridan, dies ist Eure letzte Prüfung. Beschwört einen zweigehörnten Dämon aus Malribachs Reich.« Er streckte ihr ein kleines Pergament hin. »Zur Unterstützung erhaltet Ihr seinen wahren Namen. Wählt die geeigneten Paraphernalien und beginnt!«
Seranas Herz raste. Zweigehörnt? Sie hatte noch nie eine derart mächtige Wesenheit herbeigerufen. Der Dämon würde sie töten, ausweiden und ihre Seele in die ewige Verdammnis ziehen, wenn sie auch nur einen einzigen Fehler beging.
Sie zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, als sie auf den schweren Eichentisch zutrat, auf dem Dutzende von Substanzen, Edelsteinen und Knochen bereitstanden.
›Nur keine Panik. Es ist bloß ein kleiner, zweigehörnter Dämon.‹
Malribachs Reich – Tod, Krieg und Vernichtung. Entsprechend würde sie sämtliche Schutzrunen mit Blut zeichnen. Eine Phiole reichte. Sie langte nach einer der Glasflaschen und konnte gerade noch verhindern, dass zwei andere dabei umkippten.
Nun Fokussierungskristalle, um das Wesen an seinen Beschwörungsort zu fesseln. Doch welche? Wenn sie zu den drei Diamanten griff, die verführerisch in einer Schale gleißten, würde sie zwar den Dämon binden – jedoch hinterher durchfallen, weil sie es sich zu einfach gemacht hatte. Rubine eigneten sich bezüglich der Resonanz sicherlich am besten.
Da fiel ihr Blick auf mehrere unscheinbare, grau glänzende Steine. Van Dijk hatte es nur einmal kurz erwähnt, aber die waren perfekt für ihre Aufgabe: Hämatite, Blutsteine. Sie entwickelten eine natürliche Sympathie zu den Schutzrunen und stärkten diese sogar.
Fehlte noch ein Symbol. Die Adepta warf einen Blick auf den wahren Namen, den sie bisher bewusst ignoriert hatte, um zunächst die Paraphernalien für sein Reich auszuwählen.Skrylbeth. Dutzende Dämonenarten hatte sie auswendig gelernt, Hunderte. Aber von diesem hatte sie noch nie gehört. Sollte sie tatsächlich einen Gehörnten rufen, über den sie absolut nichts wusste? Dies lag irgendwo zwischen herausfordernd und hirnverbrannt.
Serana blickte zu Magister van Dijk. Doch dieser hielt einfach nur die Finger über seinem langen Bart verschränkt und sah sie auffordernd an.
Nein, sie würde die Prüfung nicht abbrechen. Sie konnte es weder ihren Eltern noch sich selbst antun, hier durchzufallen.
Spontan griff sie zu einem Ziegenschädel. Zwei Hörner für einen Zweigehörnten. Similia similibus invocantur – Gleiches wird durch Gleiches gerufen.
Sie trat auf den beeindruckenden Beschwörungszirkel zu, der in den steinernen Boden des Raumes eingelassen war. Zumindest musste sie die Ritualgeometrie nicht aufbringen. Drei Zirkel in vollendeter Perfektion lagen vor ihr: ein großer Kreis, der zwei kleinere enthielt, die einander gegenüberlagen. Ein Schutzkreis für sie selbst, ein Bannkreis für den Dämon. Der größte Kreis schützte die Außenwelt – und er schützte ebenso vor dieser.
Serana platzierte den Schädel im Zentrum des