1. Kapitel
„Jetzt mal langsam, ja?“ Trent Remmington schrie fast schon in das Handy, das er sich fest ans Ohr hielt, um den Mann am anderen Ende der Leitung zu verstehen. Regen trommelte gegen die Windschutzscheibe, und das Krachen des Donners war lauter als das Getöse des Verkehrs in diesem Teil Houstons. „Wer sind Sie? Und was wollen Sie?“ Ihm war, als hätte der Alte gesagt, er wäre sein Großvater. Doch das war völlig unmöglich.
Trent steuerte seinen BMW durch die Straßen, die langsam von dem plötzlichen Regenguss überflutet wurden. Wasser spritzte unter seinen Reifen hervor, die Scheibenwischer klatschten hin und her, und ein altes Garth-Brooks-Lied tönte aus den Boxen. Scheinwerfer blendeten ihn, während er schnell in die Straße einbog, in der er in einem Apartment-Hochhaus wohnte, das ihm auch gehörte.
„… Kincaid … mein Sohn … dein Vater … tot … gerade seine Papiere gefunden …“
Er konnte kaum hören, was der Mann sagte. „Einen Moment“, presste er hervor und schaltete das Radio aus, gerade als er den Wohnungskomplex erblickte. Er drückte auf den Garagentoröffner, lenkte den Wagen in die Tiefgarage und stellte sich auf seinen Parkplatz. Die Leitung brach zusammen.
„Toll! Einfach toll!“ Er stopfte das Handy in die Tasche seiner Wildlederjacke und stieg aus. Schultern und Kragen seiner Jacke waren nass: das Ergebnis des wilden Sprints von einem Anwaltsbüro zu seinem Auto. Hier in der Garage mit den zischenden Rohren und dem Zementboden war es heiß und drückend.
Während er zum Aufzug ging, seinen Schlüssel benutzte und in das oberste Stockwerk fuhr, wo er seine Suite – der Ort, den er sein Zuhause nannte – betrat, lauschte er, ob das verdammte Telefon noch einmal klingeln würde. Die Jalousien waren hochgezogen. Hinter seinen Ledercouches und den Tischen aus Rosenholz, Glas und Messing hatte man einen herrlichen Ausblick über die Stadt. Die Fenster waren beschlagen, die Klimaanlage lief auf Hochtouren. Doch durch die zum Teil klaren Fensterscheiben konnte er Blitze sehen, die vom Himmel mit einer Helligkeit zu Boden zuckten, die anscheinend mit dem Lichterglanz Houstons wetteiferte.
Er entledigte sich seiner nassen Jacke und schenkte sich einen Drink ein. Dabei überlegte er, ob er den Verkauf der Hälfte aller Bohrlöcher, die ihm in Wyoming gehörten, durch seine Unterschrift besiegeln und mehr als zehn Millionen vor Steuern einstreichen sollte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ein derartiger Deal ihn zutiefst befriedigt hätte, weil er all diese Leute Lügen strafte, die ihn für einen völligen Versager hielten. Jetzt war es ihm völlig egal.
Während der Scotch – der pro Flasche mehr kostete, als er in seinen Anfangstagen pro Tag verdient hatte – seine Kehle hinunterrann, lehnte er sich mit einer Schulter an die Scheibe und fragte sich, wer ihn wohl angerufen hatte. Wahrscheinlich ein Streich oder falsch verbunden. Die Verbindung war ja auch lausig gewesen.
Er war beunruhigt. Vielleicht war es allerdings auch nur seine schlechte Laune. In letzter Zeit hatte sich sein ganzes Leben verändert, und er war sich nicht sicher, ob ihm die neue Richtung, die es nahm, auch gefiel. Mit zwe