Zitadelle der Verdammten
von Ernst Vlcek
1. Kapitel
Es war eine milde, klare Märznacht. Die Sterne strahlten so hell vom Himmel, dass man die ganze Ria von Vigo übersehen konnte. Sie tauchten das ruhige Meer und die umliegenden Hügel in sanftes Licht. Deutlich hoben sich die hell-dunklen Parzellen der Minifundien, mit Mais und Kohl bebaut, wie das Muster eines großen Schachbrettes voneinander ab.
Dort lag Vigo und in der anderen Richtung, direkt am Strand, der steinerne Hórreo seines Vaters. Maria erwartete ihn in der Scheune. Knapp davor gabelte sich der Weg, und dort stand das hohe Calvario, die Betsäule.
Darauf hielt Fernando zu.
Plötzlich wurde es unverhofft neblig. Der Nebel wurde immer dichter, bis Fernando kaum noch die Hand vor den Augen sehen konnte. Geräusche störten die Stille der Nacht. Schritte, Stimmen und Säbelgerassel waren zu hören. Fernando drehte sich im Kreise. Die Geräusche schienen von überall her zu kommen. Ein herrisches Kommando war zu hören, Geräusche, wie von exerzierenden Soldaten folgten.
Dann verstummten die militärischen Schritte schlagartig.
»Name?«, fragte eine befehlsgewohnte Stimme in gepflegtem Katalanisch.
Fernando zuckte zusammen. Er wich vor der Stimme des Unsichtbaren zurück. Eine furchtbare Angst befiel ihn. Er wusste auf einmal, was das zu bedeuten hatte. Sie kamen, um ihn zu holen.
»Name!«, forderte die Stimme wieder, nur diesmal ungeduldiger.
»Ich ...«, begann Fernando. Es versagte ihm die Stimme. Mit einem unartikulierten Aufschrei wirbelte er herum und rannte davon.
»Ein Deserteur! Ausschwärmen!«
Fernando begann schneller zu laufen. Er konnte überhaupt nichts sehen. Ein paarmal stolperte er über Steine und Sträucher, und auf einmal erkannte er, dass er vom Weg abgekommen war und querfeldein lief.
»Fangt ihn! Er darf nicht entkommen!«
Fernando wusste überhaupt nicht mehr, wo er war. In welcher Richtung lag das Meer, wo Vigo und die Scheune seines Vaters? Er musste unbedingt den Hórreo erreichen, bevor ihn seine Verfolger einholten. Maria wartete. Er musste sie unbedingt noch einmal sehen, und wenn es das letzte Mal war. Er bereute es bereits, sich auf diese Sache eingelassen zu haben, aber es schien kein Zurück mehr zu geben.
»Da ist er! Auf ihn!«
Die Verfolger schienen ihn trotz des dichten Nebels sehen zu können. Das Getrampel der Stiefel kam rasch näher. Fernando veränderte wieder die Richtung.
Plötzlich schälten sich aus dem Nebel die schemenhaften Umrisse eines Gebäudes, das trutzig wirkte wie eine Burg. In einem der beiden