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Geschäftsgelegenheiten sind wie Linienbusse: Früher oder später kommt der nächste.
Sir Richard Branson, Gründer der Virgin Group
Als ihre Schwester und ihr Schwager ihr gesagt hatten, dass sie sich Montagabend mit ihr im Diner treffen wollten, hatte Megan Kane sich auf gute Nachrichten gefreut. Sie hatte erwartet, dass die Nichte oder der Neffe, den sie sich wünschte, seit die beiden geheiratet hatten, endlich unterwegs war. Die Wörter, die Brett und Nina dann stammelnd und stotternd zu abgehackten Sätzen formten, hatten allerdings herzlich wenig mit Babys zu tun.
»Nach Europa.«
»Den Diner verkaufen.«
»Tut mir so leid, dass wir dir das antun müssen.«
»Es war eine so gute Gelegenheit.«
»Wir konnten nicht nein sagen.«
»Du kannst mitkommen.« Nina war sichtlich niedergeschlagen, ihrer kleinen Schwester, die allerdings schon achtundzwanzig und damit gar nicht mehr so klein war, diese Neuigkeiten mitzuteilen. »Das wäre so toll! Wir könnten zusammen alles erkunden, wenn Brett auf der Arbeit ist. Wir könnten so viel Spaß haben!«
Megan schüttelte den Schreck ab und fand ihre Stimme wieder. »Nein. Du hast dich um mich gekümmert, seit du zweiundzwanzig warst, Nin. Es wird Zeit, dass du dein eigenes Leben lebst. Ich komm schon klar.«
»Wir meinen es wirklich ernst, wenn wir sagen, dass du mitkommen sollst«, sagte Brett. Er war immer so nett zu ihr, in all den Jahren hatte er sich kein einziges Mal so verhalten, als ob ihm ihr enges Verhältnis zu seiner Frau etwas ausmachte.
»Das kann ich doch nicht machen. Ich wäre das fünfte Rad am Wagen. Ich hänge euch schon viel zu lange am Rockzipfel.«
»Du hängst uns doch nicht am Rockzipfel, Megan«, sagte Nina. »Wir hätten so einen Spaß! Denkst du bitte darüber nach, bevor du automatisch nein sagst? Bitte?«
»Na gut.« Megan sagte ihrer Schwester, was sie offensichtlich hören musste. »Ich denk drüber nach.«
»Super!«, sagte Nina und strahlte über diesen kleinen Sieg.
»Wenn du dich entschließt hierzubleiben, helfen wir dir, eine neue Arbeit zu finden«, sagte Brett. »Vielleicht würden die neuen Besitzer des Diners dich sogar behalten. Sie wären verrückt, wenn nicht!«
Seit Brett ihre Schwester vor neun Jahren geheiratet hatte, war er ein unglaublich toller Schwager gewesen. Bisher war er ganz in der Nähe Lehrer an einer Privatschule für Jungen gewesen, und anscheinend hatte er sich schon länger auf mehrere Stellen in Europa beworben, und jetzt endlich Erfolg gehabt.
Ohne Nina inNinas Diner arbeiten? Unvorstellbar. »Ich find schon was. Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen.«
»Klar machen wir uns Sorgen, Meg.« Nina griff über den Tisch und nahm die Hand ihrer Schwester. »Es wäre mir gar nicht möglich, michnicht um dich zu sorgen.«
»Für mich ist es wahrscheinlich an der Zeit, mein eigenes Leben zu führen.« Megan versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl sie tief in ihrem Inneren schon bei dem Gedanken daran Panik bekam, Nina nicht mehr jeden Tag zu sehen. »Mom und Dad würden ausrasten, wenn sie wüssten, dass ich immer noch bei euch im Anbau wohne.«
»Sie wären stolz auf dich.«
»Nein, aufdich wären sie stolz, aber du hast das auch verdient. Du hast hier so ein tolles Geschäft aufgebaut, und jetzt hast du diese Möglichkeit zu reisen. Ich würde euch nie daran hindern wollen zu tun, was ihr euch wünscht!«
Bretts Erleichterung war so deutlich zu erkennen, dass er praktisch in sich zusammensackte. Es war ihnen offensichtlich sehr schwergefallen, ihr von dem Umzug zu erzählen. »Du kannst wirklich mit uns mitkommen, wenn du möchtest, Megan«, sagte er. »Es wäre toll, dich in Frankreich dabeizuhaben.«
»Ich komme euch gern besuchen, wenn ihr da wohnt, aber hier bin ich zu Hause.« In Wirklichkeit warNina ihr Zuhause, nicht Butler oder das Haus, in dem sie früher mit ihren Eltern gelebt hatten, aber diesen Gedanken behielt Megan lieber für sich.
»Du hast gesagt, du denkst darüber nach!«, sagte Nina.
»Nina, ich kann nicht einfach nach Frankreich abhauen, so toll sich das auch anhört. Ich muss mein eigenes Leben in den Griff kriegen und herausfinden, was ich damit tun werde. Das geht in Frankreich nicht. Ich will nicht, dass sich einer von euch um mich Sorgen macht. Ich verspreche euch, ich krieg das hin.«
»Bist du sicher?«, fragte Nina mit Tränen in den Augen. »Du würdest es mir doch sagen, wenn das nicht stimmt, oder?«
»Ganz sicher.« Megan unterdrückte ihre Gefühle – zumindest für den Augenblick. »Wahrscheinlich ist das Ganze total gut für mich. Das ist vielleicht der Arschtritt, den ich brauche, um endlich weiterzukommen.«
Megan hatte seit mehr als zehn Jahren nur auf der Stelle getreten, seit jener verschneiten Nacht, in der sie und Nina ihre E