Nicht zur Medizingeschichte, sondern zurPaläontologiezählt die Untersuchung der Knochenreste, die aus der schriftlosen Zeit unseres Landes stammen. Immer schon versuchten Menschen einander (und ebenso ihren Tieren) bei Krankheiten oder Unfällen beizustehen. Die Chancen, gebrochene oder ausgerenkte Glieder wieder einzurichten, standen nicht einmal schlecht. Überaus erstaunlich ist, dass selbst Operationen am Schädel (Trepanationen) überlebt wurden, die Überlebensrate lag sogar bei siebzig Prozent. Mit verschiedenen Techniken wie Schaben, Bohren, Schneiden wurde das Schädeldach, ohne die Hirnhäute zu verletzen, geöffnet. Man hat solche Schädel in Katzelsdorf, Guntramsdorf und an vielen anderen Orten gefunden. Schmerzzustände, unter anderem als Folge von eitrigen Mittelohrentzündungen, oder Verletzungen am Kopf mögen der Grund für derartige Eingriffe gewesen sein. Es gab dafür spezielle Instrumente, von denen sich Exemplare in unseren Museen befinden. Ausgestanzte kreisförmige Stücke von Schädelknochen mit Löchern darin, die wie Anhänger aussehen, hat man ebenfalls gefunden – wurden sie als Amulette getragen?
Als die Menschen sesshaft wurden, erhöhte sich durch den engeren physischen Kontakt die Gefahr, an Infektionen zu erkranken. Dazu traten durch den Rauch in den Hütten vermehrt Stirnhöhlenentzündungen auf. Mangelkrankheiten wie Skorbut und Rachitis und entzündliche Veränderungen aller Art lassen sich ebenfalls feststellen. Selbst die Haustierhaltung bildete eine Gefahr, da viele Krankheiten vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, unter anderem der Milzbrand. Für die Wissenschaft sind es Glücksfälle, wenn ganze Körper gefunden werden, sei es als Moorleichen, Salz- oder Eiskonservierungen. An ihnen lassen sich die Leiden unserer Urahnen erforschen.
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