Kapitel 1
Konfus (Adjektiv): verworren; durcheinander
Das Erste, was ich hörte, waren die Schlüssel an der Tür. Sie stießen klimpernd aneinander, während sich das Schloss drehte.
Mist! Ich hatte es doch tatsächlich schon wieder geschafft.
Ruckartig hob ich den Kopf von meinem Notebook. Auf meiner linken Wange hatte sich ein QWERTY-Abdruck verewigt, und ich rieb mir die müden Augen, wobei ich wahrscheinlich die verklumpten Reste der schwarzen Wimperntusche überallhin verteilte. Die Tür öffnete sich, und ich hörte das Klingeln der Türglocke. So schnell ich konnte, versteckte ich mich unter meinem Schreibtisch. Dabei stieß ich mir den Musikantenknochen am Metallbein meines Stuhls und verzog vor Schmerz das Gesicht. Ich zog die Knie ans Kinn, versuchte, in der Ecke zu verschwinden, und hoffte inständig, dass er meine Schuhe nicht bemerken würde, die verlassen neben meinem Schreibtisch standen.
Ich hörte, wie er mit schweren Schritten langsam über die Bodenfliesen stapfte. Die vorherige Inhaberin des Reisebüros hatte sie aus Marokko importieren lassen. Dort waren sie einst mit Wüstenstaub bedeckt gewesen, doch nun waren die feinen Risse für alle Ewigkeit mit dem Schlamm und Dreck von Manchester gefüllt. Die Fliesen waren wirklich wunderschön, aber ein echter Albtraum, wenn’s ums Sauberhalten ging. Er pfiff vor sich hin; ich glaubte, die Titelmelodie dieser einen Serie zu erkennen, von der gerade alle sprachen, für die ich bisher jedoch keine Zeit gefunden hatte. Mental verpasste ich mir eine Ohrfeige dafür, dass ich mich schon wieder in diese Lage manövriert hatte, aber um keinen Preis der Welt konnte ich zulassen, dass er mich hier unten fand. Nie im Leben!
Plötzlich blieb er stehen. Ich hielt unvermittelt die Luft an. Von hier aus konnte ich seine schicken kastanienbraunen Schuhe sehen. Es waren diejenigen, die ich beim Ausverkauf im Januar im Schaufenster des Ladens um die Ecke gesehen und dann erwähnt hatte, wie gut sie ihm stehen würden.
Die Schuhspitzen zeigten jetzt in meine Richtung. Ich gab mir Mühe, so leise wie möglich zu sein. Ein tiefes Seufzen ersetzte das Pfeifen.Warum geht er nicht weiter? Ich spürte, wie mir das Herz in der Brust hämmerte. Warum nur war mir das schon wieder passiert? Ich hatte mich in diese peinliche Situation manövriert und konnte niemandem außer mir selbst die Schuld dafür geben. Als er sich wieder in Bewegung setzte und auf meinen Schreibtisch zusteuerte, hörte ich, wie die Tür erneut aufschwang.
„Was geht?“ Kellis heisere Morgenstimme erfüllte den stillen Raum.
„Guten Morgen, Kel, hast du gestern Abend das Licht angelassen, als du gegangen bist?“, fragte er.
Ich hörte Kelli aufstöhnen und konnte mir sehr gut vorstellen, wie sie die stark mit Kajal geschminkten Augen verdrehte und ihm diesen unglaublich genervten Blick zuwarf – den hatte sie bis ins kleinste Detail perfekti