2. Kapitel
Alix Townsend
Es regnete – schon wieder. Alix Townsend hastete über die Straße. Sie war schon jetzt vollkommen durchnässt vom Regen, der seit vergangenem Donnerstag ununterbrochen vom Himmel fiel. Und sie brauchte eine Zigarette. Dringend. Obwohl sie vor zwei Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte, überraschte es sie, wie heftig das Verlangen war. Es hatte sie aus heiterem Himmel getroffen. Die verdammte Hochzeit – das war das Problem. Ein ganzer Schwall an Schimpfwörtern schoss ihr durch den Kopf. In weniger als vier Monaten, am zweiten Juni, würde sie Reverend Jordan Turners Ehefrau werden – und offen gesagt versetzte sie dieser Gedanke in Panik.
Alix Townsend die Frau eines Pfarrers! Das war schon beinahe lächerlich. Zwar wussten nur wenige Menschen davon, aber Alix’ Mutter war wegen einer ganzen Reihe an Gesetzesverstößen im Gefängnis – und darunter waren Delikte wie Fälschung, die Verwendung ungedeckter Schecks und versuchter Mord. Und es war zudem nicht ihr erster Gefängnisaufenthalt.
Tom, Alix’ einziger Bruder, war an einer Überdosis Drogen gestorben, und zu ihrem Vater hatte sie seit ihrem zwölften Lebensjahr keinen Kontakt mehr. Soweit sie wusste, hatte er die ganze Zeit über keine Anstalten gemacht, sie zu treffen. Wenn es um das Thema Familie ging, fühlte Alix sich definitiv benachteiligt.
Sie betrachtete sich nicht als die typische Kandidatin für eine einzigartige Trauung in der Kirche. Doch irgendwie – beinahe ohne es zu bemerken – war sie in diese ganze verrückte Sache hineingerutscht. In diese … dieseüberbordende Inszenierung einer Hochzeitsfeier.
„Alix!“, rief Jordan. Er rannte ihr quer über die Blossom Street hinterher. Das Regenwasser spritzte hoch, als er sich seinen Weg zwischen den unzähligen Pfützen hindurch bahnte.
Sie hatte Jordan während ihrer Mittagspause in seinem Büro besucht. Eigentlich hatte es keinen Streit zwischen ihnen gegeben – obwohl sie kurz davorgestanden hatten … Alix gefiel es nicht, was aus der Hochzeit geworden war. Sie hasste es, keine Kontrolle darüber zu haben und dass ihr niemand zuhören wollte. Nicht einmal Jordan. Als sie bei ihrem Besuch vorhin bemerkte, dass er sie nicht hörte, sie einfach nicht verstand, war sie mit einem dicken Kloß im Hals aus seinem Büro gestürmt. Die Tränen, die in ihren Augen brannten, hatten sie ebenso überrascht wie der Wunsch nach einer Zigarette.
Sie ignorierte Jordans Rufen. Dank des Regens und des Windes konnte sie einfach behaupten, ihn überhört zu haben.
„Alix!“, schrie er und tauchte einen Moment später an ihrer Seite auf.
Sie verlangsamte ihren Schritt, und er ging neben ihr her. „Was war denn gerade los?“, fragte er. Offensichtlich hatte die Art und Weise, wie sie Hals über Kopf aus dem Büro gestürzt war, ihn