: Anna Ehrlich
: Hexen, Mörder, Henker Eine Kriminalgeschichte
: Amalthea Signum Verlag GmbH
: 9783903083516
: 1
: CHF 15.90
:
: Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Kriminalgeschichte Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart Welche Delikte waren früher mit dem Tode bedroht? Nach welchen Regeln wurden Angeklagte gefoltert und verurteilt? Wie sah das Alltagsleben der Henker aus? Die Historikerin und Juristin DDr. Anna Ehrlich ging der Geschichte der Kapitalverbrechen und der Todesstrafe nach und beleuchtet damit eine unbekannte Seite der österreichischen Geschichte. Die Ermordung der Familie Reisner Das Blutgericht von 1310 Der Hostienfrevel von Enns und die große Geserah Zwei Bürgermeister in den Händen des Freimanns Schnapphähne und Heckenreiter Zauberjackl, Lauterfresser und Blumenhexe Teufelsaustreibung und Hexenverbrennung in Wien Ein Teufel namens Hansl Die Blockhäuser von Graz Bauernaufstände und Strafgericht Die Henker von Tirol Die Hinrichtung eines Angolaners Die Jakobinerprozesse Ein Mörder aus gutem Haus Der 14. Tote vom Galgenhof NS Henker Reichhart und sein trauriger Rekord Die Kremser Hasenjagd Der Engel mit der Fleischmaschine Waffennarren und Terroristen u.v.a. Neben spektakulären Prozessen und ihren Hintergründen erfährt der Leser Wissenswertes über Ehrenstrafen, Hinrichtungsarten, Gesetze, Kerker, Gerichtsgebäude, Polizei, Richter und Henker - und wird so manchen Ort in Hinkunft beim Vorübergehen mit Schaudern betrachten ... Mit einem Vorwort von Justizministerin a.D. Karin Gastinger

Anna Ehrlich, promovierte Juristin und Historikerin, bietet seit über 45 Jahren in Wien informative und unterhaltsame Führungen an (wienfuehrung.com). Sie widmet sich vor allem Randthemen der Geschichte, so der Sitten-, Medizin-, Religions- und Rechtsgeschichte. Zuletzt erschienen: »Auf den Spuren der Josefine Mutzenbacher«, »Karl Lueger«, »Wien für kluge Leute«, »Wien für kluge Kinder« (mit Jennifer Faulkner), »Wien für coole Kids« (mit Jennifer Faulkner), »Der Wiener Kongress« (mit Christa Bauer) und »Erzherzogin Sophie« (mit Christa Bauer).

1. VOM WERGELDZUR TODESSTRAFE


Wergeld, Gottesurteil und landschädliche Leute


Das Strafrecht war ursprünglich kein öffentliches Recht. Jede Sippe übte die Strafgerichtsbarkeit über ihre eigenen Mitglieder aus, der Hausherr und Familienvater übte die Strafgewalt über Ehefrau und Kinder aus, der Herr über seine Unfreien, der Schutzherr über seine Schutzbefohlenen. Delikte, die sich gegen einen Einzelnen richteten, waren Privatangelegenheit der Beteiligten, die Fehde das Mittel zur Durchsetzung ihrer Rechte. Kein König, Herzog oder Graf mischte sich da als Richter ein.

Jeder Täter hatte Anspruch darauf, seine Schuld durch Sühnegeld, das»Wergeld« (wer, lat. vir, bedeutet Mann), an die beleidigte Sippe zu büßen, das heißt abzulösen. Das Geld konnte gerichtlich eingeklagt oder durch feierlichen Sühnevertrag, die Urfehde, außergerichtlich festgelegt werden. Eigene Bußkataloge bestimmten die Höhe. Nur wer ungehorsam war oder gar seine Tat verheimlichte, ein»Neidingswerk« beging, oder aber flüchtig oder»landschädlich« war, beziehungsweise wer Verbrechen gegen die Allgemeinheit verübte, durchschnitt damit das Sippenband und wurde geächtet. Niemand durfte einen solchen Verbrecher aufnehmen,»hausen und hofen«, jeder durfte ihn, den»Wer«wolf,