1. Kapitel
#KeepCalmAndRideAUnicorn
Prus Mom hatte ihr beigebracht, sich beim Anblick eines rosa Autos, fallender Blätter und Messinglampen etwas zu wünschen, denn sie betrachtete es als Zeichen mangelnder Fantasie, seine Wünsche etwas so Gewöhnlichem wie Sternen oder Springbrunnen anzuvertrauen.
Ganz offensichtlich war die Frau, die keinen Meter von Pru Harris entfernt im leichten Sprühnebel stand und in ihrer Geldbörse nach Münzen kramte, um sie in den Springbrunnen im Innenhof zu werfen, nicht von einer Hippie-Mom großgezogen worden.
Letztendlich spielte das aber auch keine Rolle, denn Prus Mom hatte sowieso falsch gelegen. Wünsche, die in Erfüllung gingen, gab es im wahren Leben nicht, genauso wenig wie den großen Lottogewinn oder die Begegnung mit einem Einhorn.
Die Frau, die mit einer Hand ihre Augen vor dem leichten Sprühregen schützte und in der anderen eine Münze hielt, grinste Pru gequält an: „Ich weiß, das ist dumm, aber ich bin an einem absoluten Tiefpunkt.“
Das war etwas, was Pru nur zu gut verstand. Sie setzte den sich heftig windenden Thor auf den Boden und schüttelte ihre Arme aus, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen. Elf Kilo dieser nassen, rundlichen und Angst vor ihrem eigenen Schatten habenden Promenadenmischung fühlten sich nach einem halbstündigen Fußmarsch von der Arbeit nach Hause an wie mindestens das Dreifache.
Thor protestierte mit einem scharfen Bellen gegen den feuchten Boden. Er mochte keinen Regen. Genauso wenig, wie er es mochte, auf den eigenen vier Pfoten zu laufen.
Aber er liebte Pru mehr als sein Leben, also blieb er neben ihr stehen, wedelte langsam mit dem Schwanz und studierte ihre Miene, um herauszufinden, in welcher Stimmung sie war.
Die Frau blinzelte überrascht und starrte auf Thor hinunter. „Oh“, sagte sie. „Ich hatte ihn für eine sehr dicke Katze gehalten.“
Thor hörte auf, mit dem Schwanz zu wedeln, und bellte noch einmal, als wollte er beweisen, dass er nicht nur durch und durch ein Hund war, sondern obendrein ein großer und sehr bösartiger.
Denn Thor – Extierheiminsasse undefinierbarer Rasse – hielt sich für einen Bullmastiff.
Als die Frau hastig einen Schritt zurücktrat, nahm Pru ihren Hund seufzend wieder auf den Arm. Er verzog sein knittriges Altmännergesicht zu einer beschützenden Miene, während seine Vorderpfoten in der Luft baumelten. Dabei wedelte er wieder mit dem Schwanz, denn jetzt war er ja plötzlich wirklich groß. „Tut mir leid“, sagte Pru. „Er hat schlech