: Kate Lord Brown
: Ein Märchen im Winter Roman
: Piper Verlag
: 9783492975223
: 1
: CHF 7.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit dem Tod ihres Mannes und der Pfändung ihres Hauses steht Grace vor einem Scherbenhaufen. Bis ihr eines Tages der exzentrische ältere Schriftsteller Fraser Stratton einen Job als Assistentin anbietet. Die junge Frau bezieht für den Winter ein Cottage auf Frasers Anwesen, das von seinem sympathischen Patensohn Jack verwaltet wird. Als ihr eine antike Brosche in die Hände fällt, ahnt Grace noch nicht, dass sie auf ein lang gehütetes Geheimnis gestoßen ist, das die Strattons mit ihrer eigenen Familie verbindet und ihr Leben völlig verändern wird ...

Kate Lord Brown wuchs in der englischen Grafschaft Devon auf. Nach ihrem Studium am Courtauld Institute of Art war sie zunächst als internationale Kunstberaterin tätig. Später zog sie mit ihrer Familie nach Valencia und widmete sich dort dem Schreiben. »Das Haus der Tänzerin«, ihr erster auf Deutsch erschienener Roman, stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Heute lebt sie in Großbritannien.

5


Grace wuchtete den letzten Koffer über die ausgetretene Steinstufe des Cottage. Es hatte wieder geschneit, die Fenster schimmerten golden im Abendlicht, und aus dem Kamin stieg Rauch. Im Haus roch es nach Bienenwachs und dem Rindereintopf, der langsam in dem alten Ofen vor sich hin schmorte. Er war ein Geschenk von Cilla zur Einweihung. In ihren Augen hatten Tränen geglänzt, als sie Grace zum Abschied den abgestoßenen orangefarbenen Le-Creuset-Topf in die Hand gedrückt hatte.

Grace stellte gerührt fest, dass Ellen und die Mädchen das Haus bereits sauber gemacht und ein Feuer im Ofen angezündet hatten, um sie willkommen zu heißen. Sie blickte hinaus auf das still daliegende Anwesen, die Silhouette der kahlen Bäume vor dem Sonnenuntergang, die ersten Palmkätzchen, die in dem schneidenden Wind zitterten. Es fühlte sich an wie ein neuer Anfang, und sie atmete die kalte Luft tief ein. Sie schloss die Haustür hinter sich, lehnte sich gegen den Türrahmen und seufzte erleichtert.Wir haben es geschafft. Der Gedanke an einen ruhigen Abend vor dem Feuer, sobald Harry im Bett war, winkte verlockend.Zum ersten Mal seit Monaten bin ich allein, wurde ihr bewusst. Die Spannung, die sich in ihrer Brust aufgebaut hatte wie bei einer Uhr, deren Feder überdreht war, ließ nach. Oben kreischte Harry voller Freude, und die Federn quietschten, als sie auf dem Bett herumsprang.

Grace wandte sich überrascht um, als es an der Tür klopfte. »Herein?«

»Ich bin’s nur, meine Liebe.« Ellen kam durch die Tür, in den Armen eine Holzkiste voller Gemüse und einer Flasche Stierblut.

»Hallo, Ellen. Vielen Dank«, sagte Grace. »Das ist wirklich nett von Ihnen.«

»Gern geschehen, gern geschehen.« Ellen hob die Kiste auf die Küchentheke. Grace umarmte sie. »Meine Güte.«

»Vielen, vielen Dank. Mir kamen fast die Tränen, als ich gesehen habe, wie hübsch das Haus aussieht. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«

»Schön, dass es Ihnen gefällt.« Ellen trat zurück und lächelte. »Es ist jetzt schon hübsch und gemütlich, und wenn es jetzt bewohnt ist, wird die restliche Feuchtigkeit auch bald austrocknen.« Sie wärmte sich die Hände am Holzofen.

»Ich finde immer, Häuser sind wie Menschen. Man merkt genau, wenn jemand darin wohnt, der sie liebt.«

»Da haben Sie sicher recht. Hören Sie, Jack hat gefragt, ob Sie noch auf ein Glas hinüberkommen möchten.«

Grace blieb das Herz stehen. Sie war hin und her gerissen zwischen der Aussicht darauf, ihn wiederzusehen, und der Vorfreude auf ihr friedliches