BORKUM
Insulaner sind selbstbewusst. Das gilt für die Borkumer ebenso wie für jene Leute, die seit jeher auf Wangerooge heimisch sind. Die Borkumer allerdings behaupten von ihrer Insel, dass sie der älteste namentlich bekannte Ort in Ostfriesland ist. Stolz feierten sie 1993 das 2.000-jährige Bestehen ihres Eilandes. Der antike griechische Geschichtsschreiber Strabon schreibt, dass der römische Heerführer Nero Claudius Drusus 12 v. Chr. eine Insel eroberte, die im Bereich des heutigen Borkum, Juist und Norderney gelegen haben soll und viel größer als das heute Borkum gewesen sein muss. Er nannte sieByrchanis. Doch nach Drusus kam 50 n. Chr. der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus Maior mit der Flotte des römischen Kaisers an die Nordseeküste, und der konnte anschließend einiges mehr erzählen. DieserPlinius der Ältere genannte Geschichtsschreiber berichtete erstmals von einer friesischen Insel namensBurchana und davon, dass deren Bewohner ein geradezu bedauernswertes
Leben führten. Armselig würden sie auf Hügeln hocken und allein von wild wachsenden Bohnen und jenem leben, was das Meer ihnen überließe. So kam die InselBurchana zu ihrem TitelBohneninsel. Vermutlich wurde sie im frühen Mittelalter von den Fluten zerstört, und auf ihrem Kleisockel bildeten sich die Sandinseln Borkum, Juist und Buise. Vielleicht ging sie aber auch während derErsten Marcellusflut im Jahr 1219 unter oder bei derGroßen Manndränke 1362. Von dieser Katastrophe erzählen übrigens die ältesten erhaltenen Überlieferungen Borkums.
Das Ostfriesische Urkundenbuch gibt darüber Auskunft, dass aus der InselBorkna (1270) schließlichBorkina (1379), daraus dannBorchum Ooge (1440) und zuletztBorckum (1462) wurde. Dass c ging mit den Gezeiten verloren, doch in Erinnerung der Borkumer sind jene archäologischen Funde am Nordstrand ihres Eilandes, die als älteste Siedlungsreste einer Insel gelten, geblieben: ein Fassbrunnen aus dem 13. Jahrhundert und auch Tonscherben aus jener Zeit.
Wie es um das Selbstbewusstsein der Borkumer bestellt ist, verrät auch das Wappen der Insel. »Mediis tranquillus in undis« steht dort – »Ruhig inmitten der Wogen« –, ein Sinnspruch, der einem alten Kirchensiegel Borkums entnommen ist und bis heute Gültigkeit hat. Der Alte Leuchtturm, 1576 errichtet, ist ein Wahrzeichen Borkums und ebenso im Wappen zu finden, wie zwei Wale, die an die Blütezeit der Insel erinnern.
Das goldene Zeitalter Borkums nahm seinen Anfang anno 1713, denn in jenem Jahr begannen die Insulaner mit dem Walfang – als einzige der Ostfriesischen Inseln. Es heißt, dass seinerzeit 200 Borkumer in der Arktis, bei Spitzbergen, vor Grönland und bei der