An Bord
Eine kleine Geschichte der Seereise
»Ich liebe das Meer wie meine Seele«: Dieses Zitat des Dichters Heinrich Heine anlässlich eines Norderney-Aufenthalts beschreibt treffend die tiefe Sehnsucht des Menschen nach der See – und steht damit exemplarisch für das, was viele von Heines Schriftstellerkollegen in den folgenden Jahrzehnten ganz ähnlich empfanden. Denn seit jeher übt das Meer eine ganz besondere Faszination auf die Menschen aus. Erst recht, seit eine Schiffsreise mit immer weniger Beschwerlichkeiten verbunden ist und sich der Fokus von einem reinen Personentransport immer mehr in Richtung Vergnügungsreise verschoben hat.
Schriftsteller aus den unterschiedlichsten Ländern haben diese Entwicklung mit begleitet – und ihre Beobachtungen mal in persönlichen Aufzeichnungen oder plastischen Briefen, mal in literarisch überhöhter Form zu Papier gebracht. Sie fuhren dabei in den Orient oder gleich um die ganze Welt, jagten Wale und Robben in der Arktis oder Käfer in Asien, erkundeten Fjorde und Weltstädte am Wasser. Sie besuchten ihre Sehnsuchtsorte, erfüllten sich Südseeträume oder brachen auf zu völlig neuen Ufern. Angefangen bei Charles Dickens, der 1842 eine der ersten fahrplanmäßigen Reisen per Dampfer über den Atlantik buchte (die ihm prompt durch einen veritablen Sturm verleidet wurde), bis hin zum zeitgenössischen Reiseschriftsteller Cees Nooteboom, der auf einem modernen Kreuzfahrtschiff bequem und gewissermaßen en passant das sagenumwobene Kap Hoorn umrundete und dabei noch genügend Muße fand, im Salon seine Erlebnisse an Bord niederzuschreiben. Andere wie Thomas Mann sezierten in bester Chirurgenmanier ihre Mitpassagiere und deren Verhalten an Bord, zeigten sich wie Herman Bang erschüttert angesichts der bedrohlichen Naturgewalten oder freuten sich wie Mark Twain nach anstrengenden Landausflügen auf die Rückkehr zum Schiff.
Dabei ist die Seereise in ihrer heutigen Form eine vergleichsweise junge Erscheinung. Erst die Dampfkraft macht es Anfang des 19. Jahrhunderts überhaupt möglich, nach einem verlässlichen Fahrplan und unabhängig von Wind und Strömungen die Meere zu befahren. Zu den Pionieren gehört beispielsweise die Cunard Line, die seit 1840 einen fahrplanmäßigen Post- und Passagierdienst von Europa nach Amerika etabliert. In der entgegengesetzten Himmelsrichtung erschließt die P&O Line den Seeverkehr bis nach Britisch-Indien. Der Schriftsteller und Journalist William Makepeace Thackeray kommt bei P&O in den Genuss einer der ersten Mittelmeer-Pressereisen, auch wenn sein Abenteuer von einer Kreuzfahrt im heutigen Sinn noch weit entfernt ist. Für seine Rundreise muss er