: Sabine Thiesler
: Nachts in meinem Haus Roman
: Heyne
: 9783641202323
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 528
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mord und Intrige in der Toskana
Tom ist ein anerkannter Kunstmaler, dazu reich und glücklich verheiratet. Alles läuft perfekt für ihn. Bis eines Nachts in seinem Haus etwas Schreckliches passiert. Unter Schock flieht er in ein toskanisches Bergdorf. Doch was ihm zunächst wie das Paradies erscheint, entpuppt sich schnell als Hölle. Tom hält das Alleinsein nicht aus, fühlt sich eingesperrt und verfolgt. Als er begreift, dass er niemandem mehr vertrauen kann, auch seinen Freunden nicht, ist es zu spät: Er trifft eine verhängnisvolle Entscheidung . . .

Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a.Das Haus am Watt,Der Mörder und sein Kind,Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman »Der Kindersammler« war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf der Bestsellerliste.

2

Es war keine Freude, mit dem breiten Audi-SUVauf dem engen Parkdeck zu manövrieren, aber Tom war jetzt die Ruhe selbst. Auf der Landstraße würde er irgendwo halten und telefonieren.

Es regnete ohne Unterbrechung, auf den Straßen schwamm das Wasser, der Scheibenwischer arbeitete auf höchster Stufe. Dicke schwarz-violette Wolken lagen über der Stadt, aber noch war kein Donnergrollen zu hören, auch Blitze durchzuckten noch nicht den düsteren Himmel.

Er fuhr langsam. Sechs Tage, bis Charlotte wiederkam, fast eine ganze Woche. Unter anderem würde er viel Zeit zum Malen finden.

Tom war ein renommierter Kunstmaler, der in den letzten zehn Jahren in der Kunstszene sehr bekannt geworden war, seine Bilder erzielten mittlerweile fünfstellige Preise. Aber das interessierte ihn weniger, Geld war nicht sein Problem, er arbeitete einfach leidenschaftlich gerne, weil er das Malen brauchte wie die Luft zum Atmen. Mit seinen Gefühlen konnte er schon immer schlecht umgehen, er hatte nicht sie, sondern sie hatten ihn im Griff. So war er seinen Stimmungsschwankungen und Ängsten, seinen Sehnsüchten und Verzweiflungen hilflos ausgeliefert, es sei denn, er malte und brachte das, was ihn erregte und bewegte, auf die Leinwand.

Charlotte hingegen war eine erfolgreiche Film- und Fernsehproduzentin, eine kühle Geschäftsfrau, die eiskalt verhandeln und den Sendern die Gelder aus den Rippen leiern konnte. Bei Filmstoffen und Drehbüchern verlor sie nie den dramaturgischen Durchblick, merkte sich Details wie ein Hochleistungscomputer, erklärte Redakteuren die Logik und schenkte Autoren so manch eine kreative Idee.

Während sich der sensible Tom seinen Träumen und Fantasien hingab, behielt sie immer die Realität im Blick und verlor nie die Kontrolle.

Die beiden ergänzten sich hervorragend, und das Duo Tom-Charlotte war einfach unschlagbar.

Tom hatte jetzt die Stadtgrenze erreicht und fuhr auf einer schnurgeraden Allee. Er schaltete das Radio ein und gleich wieder aus, Stimmen konnte er im Moment nicht ertragen, und er fand keinen Sender, der Musik spielte, die ihn entspannte.

In einer Ausweichbucht hielt Tom an, schaltete den Motor aus und wählte eine Nummer auf seinem Smartphone.

Sie meldete sich sofort.

»Hallo, Leslie«, sagte Tom, und seine Stimme klang weich und warm. »Wie sieht’s aus? Bleibt es dabei? Heute Abend bei mir?«

»Ist sie weg?«

»Ja. Ich hab sie gerade zum Flugplatz gebracht. Jetzt müsste sie bereits eingecheckt haben.«

»Ist gut. Ich komme.«

»Wann bist du da?