Ein Buch kann keinen Menschen davon überzeugen, dass Gott existiert, so wenig wie eine Predigt oder wie die Teilnahme am Religionsunterricht. Gott kann weder bewiesen noch anerzogen werden. Im bloßen Nachdenken zeigen sich Gründe für und gegen die Existenz Gottes. Der Unglaube lässt sich nicht zwingend widerlegen. Der Glaube an Gottes Dasein erwächst aus Lebenserfahrungen, die häufig von gegenteiligen Erfahrungen infrage gestellt werden. Auch glaubende Menschen, die in ihrem Alltag nach Gottes Licht und Liebe ausschauen, machen die Erfahrung einerGottesferne, glaubende Menschen wohl noch eher als Gleichgültige und Gottesleugner. Der Eindruck drängt sich auf, als habe Gott sich von einem abgewendet, als verhalte er sich stumm und abweisend. Dazu kommt auf unserer Seite die Erfahrung, dass unser Herz wegen der vielen unerhört gebliebenen Gebete resigniert, dass unser Geist wegen der vielen ungelösten Rätsel, der unbeantworteten Fragen müde geworden ist. Und noch ein anderer Umstand kann den Glauben immer von Neuem bedrohen: Das eigene fehlgebildete Gewissen oder rigorose Redensarten unerleuchteter Erzieher oder Verkünder können bewirken, dass Menschen sich von Gott überfordert fühlen, in moralischer Hinsicht oder durch religiöse Pflichtübungen, die sie vermeintlich Tag um Tag zu erbringen haben. Bei solchen bedrängten Menschen entsteht ein Überdruss an Gott, ein Widerwille gegenüber demjenigen, der einen vermeintlich ununterbrochen anklagt, fordert und überfordert,