: Bernardin Schellenberger
: Aufstieg in die Weite Stufen des Glaubens
: Topos
: 9783836760348
: 1
: CHF 7.00
:
: Philosophie, Religion
: German
: 195
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Ist der Glaube etwas fur Kinder und werfen wir ihn später weg, wie unsere Kuscheltiere? Bernardin Schellenberger zeigt, dass jeder Lebensphase auch eine bestimmte Weise zu glauben entspricht. In sieben Stufen zeichnet er den Weg vom Kinderglauben zur reifen Gottesbeziehung nach, zeigt die Krisen auf, an denen sich dieser Glaube zu bewahren hat, und die neuen Horizonte, die er erschließt. Ein Glaube, der mit uns wächst und reift, lässt unser Leben gelingen!

Bernardin Schellenberger, geb. 1944; war 19 Jahre Trappistenmönch, dann Gemeindeseelsorger, Hausmann und Großstadt-Single; jetzt lebt er in Bad Tölz. Er ist Autor sowie Übersetzer zahlreicher Bücher zu Spiritualität und geistlichem Leben.

Einleitung


Die Wanderkarte des Glaubens


Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber fanden sie nicht.

Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Lukas 24,13–25

Diese Geschichte der beiden Jünger, die traurig und mutlos nach Emmaus wandern; die unterwegs einen Unbekannten treffen; die auf dem Weg im Gespräch mit ihm vieles lernen und einsehen und denen schließlich am Ende des Weges überraschend die Augen aufgehen dafür, dass der, den sie schmerzlich verloren hatten, schon immer bei ihnen gewesen war – diese Geschichte kommt mir vor wie ein Gleichnis unseres ganzen Lebens mit Gott.

Wie die zwei Jünger verlieren wir eines Tages unseren „Kinderglauben“ und fallen heraus aus einer ganz selbstverständlichen Geborgenheit in Gott und aus der Überzeugung, dass es ihn gebe und dass er bei uns da sei.

Wie die zwei Jünger machen wir uns ohne ihn auf den Weg, um unsere Hoffnung auf andere Orte zu setzen und dort das Glück zu suchen, in Emmaus oder wo auch immer.

Wenn es gut geht, finden wir Weggefährten, mit denen wir über unseren verlorenen Glauben und unsere neuen Überzeugungen sprechen, und über die Frage, woran wir uns denn verlässlich halten können. Wenn es ganz gut geht, finden wir jemanden, der uns einen neuen Zugang zum Glauben erschließt; der uns die Augen öffnet, damit wir begreifen, dass unser Kinderglaube zusammenbrechenmusste, weil er uns gehindert hätte, in einen tieferen Glauben hineinzuwachsen und zu reifen und eine neue Lebensweisheit und staunenswert neue Horizonte zu entdecken.

„Wenn es gut geht“, habe ich gesagt.

Soweit ich beobachten kann, geht es oftnicht gut; geht es nicht gut mit dem Glauben sehr vieler Menschen, sondern dieser Glaube kommt bereits im zweiten Lebensjahrzehnt abhanden, oder er bleibt stecken, bleibt unentwickelt und unreif.

Ich muss genauer sein. Ich muss genauer erklären, was ich unter „Glauben“ in diesem Zusammenhang verstehe.

Nicht verstehe ich darunter das Fürwahrhalten der Glaubenssätze, die die Kirche vorlegt – also alles, was im Apostolischen Glaubensbekenntnis, in einem Katechismus oder in einer Dogmatik steht. Das zu bejahen ist Sache des Verstandes. Darum geht es uns im Folgenden nicht.

Auch verstehe ich darunternicht den tatsächlichgelebten Glauben – also das, was ein Menschpraktisch, und vielleicht ohne jemals viel darüber nachzudenken oder sich dessen bewusst zu sein, an christlichen Werten lebt:

Cover1
Titel4
Impressum5
Inhalt6
Vorwort8
Einleitung12
Die Wanderkarte des Glaubens12
Erste Stufe21
Der Glaube im Kleinkindalter21
Der Anfang verheißt das Ziel21
Die Zwiespältigkeit unseres Daseins30
Zweite Stufe39
Der Glaube im Vorschulalter39
Wenn der Gott der Kindheit getötet wird39
Geschenke für die Vorstellungskraft48
Rituale sind notwendig56
Dritte Stufe65
Der Glaube in der mittleren Kindheit65
Geschichten und Bilder, nicht Begriffe und Ideen65
Eine naive Moral73
Wandlungen der allzu einfachen Vorstellungen82
Vierte Stufe92
Der Glaube in der Jugend92
Ein neues inneres Verhältnis zu sich selbst und der Welt92
Die Frage nach der lebendigen Beziehung100
Chancen und Gefährdungen109
Fünfte Stufe118
Der Glaube im jungen Erwachsenenalter118
Die kritische Zeit der „Aufklärung“118
Sechste Stufe127
Der Glaube im mittleren Erwachsenenalter127
Die aufregende Zeit der Lebensmitte127
Tiefere Lebensweisheit136
Siebte Stufe145
Der Glaube im Alter145
Die Welt mit Gottes Augen sehen145
Der weise alte Mensch154
Kind und Greis in einem164
Literatur174
Quellennachweis176
Weitere topos Taschenbücher177
Über das Buch178
Über den Autor179
Hinweis des Verlages180
LESEPROBE181