: Georg Schwikart
: Jeder Tod hat sein Gelächter Über das Verhältnis zweier eigentümlicher Brüder
: Topos
: 9783836760294
: 1
: CHF 6.20
:
: Philosophie, Religion
: German
: 114
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Lachen und Tod sind scheinbar die größten Gegensatze, aber bei näherem Hinsehen ein recht seltsames Bruderpaar. Georg Schwikart, der selber lange als Trauerredner tätig war, schöpft aus einem unglaublich reichen Fundus: aus dem Anekdotenschatz berühmter und unbekannter Zeitgenossen, aus dem Witz, aus dem Liedgut, aus Literatur und Film und nicht zuletzt aus selbst Erlebtem. Er zeigt, dass Humor und Lachen typisch dafür sind, wie Menschen mit der brutalen Tatsache des Todes fertig werden, wie sie ihn ins Leben hereinholen und - wenigstens vorläufig - besiegen können. Und wenn die Christen recht haben mit ihrer Osterbotschaft, dann ist auch klar, wer zuletzt lacht!

Georg Schwikart, Dr. phil., geb. 1964; evangelischer Seelsorger; erfolgreicher Autor zu religiösen Themen.

„Jeder Tod hat sein Gelächter“


Ein gar nicht so abseitiges Thema


„Haben Sie schon einmal gemeint, dass Sie sterben, und was ist Ihnen dabei eingefallen :

a) was Sie hinterlassen ?

b) die Weltlage ?

c) eine Landschaft ?

d) dass alles eitel war ?

e) was ohne Sie nicht zustande kommen wird ?

f) die Unordnung in den Schubladen ?“

Diese Fragen stammen aus einem ganzen Fragenkatalog, den der Schweizer Schriftsteller Max Frisch einmal formuliert hat. Der Tod ist ein dankbarer Gegenstand für jeden Autor ; überaus umfangreich ist die Literatur dazu. Dichter und Denker, Philosophen und Theologen, Soziologen und Psychologen haben darüber geschrieben. Das Thema ist unerschöpflich und bietet allen etwas. Und doch können wir nur festhalten, was wir Lebende vom Tod meinen, wie wir ihn uns vorstellen. Denn was der Tod wirklich ist – woher könnten wir das wissen ?

Sprichwörter sind die Weisheit der Völker, sagt man, und Sprichwörter zum Themenkreis Tod gibt es reichlich. Hier ein paar Kostproben :

Arm ist, wer den Tod wünscht, aber ärmer, wer ihn fürchtet.

Der Tod macht mit allem Feierabend.

Der Tod macht alles gleich, er frisst Arm und Reich.

Des einen Tod, des andern Brot.

Der Tod kommt ungeladen.

Der Tod hat keinen Kalender.

Der Tod und die Kirche geben nichts zurück.

Heutzutage nimmt man’s eher humorig und plappert leichtfertig Sinnsprüche wie diesen daher: „Nichts ist umsonst, nur der Tod – und selbst der kostet das Leben.“ Oder, Werbeslogans parodierend: „Wer früher stirbt, ist länger tot …“ Mitunter finden wir etwas so lustig, dass wir sagen: „Ich lach mich tot !“ Aber: Der Tod ist nicht lustig !

Fragt Tom, den Pfleger im Landeskrankenhaus. Er war im Advent allein mit acht geistig behinderten Menschen unterwegs auf dem Weihnachtsmarkt ; für solche Exkursionen steht nicht mehr Personal zur Verfügung. Einer von den Heimbewohnern schlang einen Hefe-Weckmann so gierig in sich hinein, dass er daran erstickte. Fragt Horst, den Arzt. Er hat sich für das Leben einer Patientin eingesetzt, aber er vermochte sie nicht zu retten. Fragt Frau Löffler, deren Mann sich ohne Vorankündigung das Leben nahm. Fragt Herrn Becker, der am Krankenbett seiner geliebten Erika aushielt, bis sie endlich von ihrem Krebsleiden erlöst wurde.

Nein, der Tod ist nicht lustig. Und deswegen machen wir uns über ihn lustig. Deswegen verhöhnen wir seine Macht. Wir relativieren seine Gewalt, indem wir spielerisch mit ihm umgehen. Ein harmloses Beispiel: Unter Publizisten heißt es, in einem angesehenen Frankfurter Verlag zu veröffentlichen sei „eine Beerdigung erster Klasse“. Will sagen: Der Verlagsname auf dem Cover macht sich gut, die Feuilletons jauchzen, die Kritik verstummt – aber wer sein Buch verkauft sehen will, der sollte sich anderswohin wenden. Oder nehmen wir einen Aphorismus über die ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland: „Bonn ist halb so groß wie der Zentralfriedhof von Chicago, aber doppelt so tot.“

Tod und Humor – sind diese beiden nicht Gegensätze ? Ist es taktlos, die beiden Themen in einem Atemzug zu nennen ? Aber was kann man tun, wenn sich die beiden so magisch anzuziehen scheinen ? Vielleicht muss man lachen, um nicht am Weinen zu ersticken. Ist nicht das Lachen ein Überlebenselixier ? Wie schnell kann doch eine an sich traurige Situation „kippen“.

Manches ist skurril, darüber mag man grinsen. Manches ist heiter. Und manchmal hilft nur noch Zynismus, Sarkasmus gar. Aber es gibt auch Grenzen ; die meisten davon sind selbst gezogen. Die Grenze des guten Geschmacks verläuft dort, wo die Würde anderer verletzt wird. Ein Spaß auf Kosten eines Menschen, der sich in misslicher Lage befindet, mag gerade noch angehen, nach dem Motto: „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.“ Aber ein Freibrief für Häme kann trotzdem nicht ausgestellt werden.

Tod und Humor – eigentlich bedürfen beide Begriffe einer genauen Definition. Aber wie definiert man „Tod“ ? Als Versagen aller Körperfunktionen ? Ist der Tod nicht mehr als das ? Doch was können wir mehr von ihm wissen ? Schon Epikur meinte: „Der Tod geht uns Lebende nichts an. Wenn wir leben, sind wir nicht tot, und wenn wir tot sind, leben wir nicht.“

Und Humor ? Mit „Humor“ meinen wir eine Haltung heiterer Gelassenheit, eine fröhliche Wesensart, die die Dinge leichtnimmt – selb

„Wir wünschen dirfür die nächsten Jahre …“10
Das Komische der Krise10
„Jeder Tod hat sein Gelächter“12
Ein gar nicht so abseitiges Thema12
„Wenn meine Stunde schlägt“22
Sterben – ein einzigartiges Erlebnis22
„Sie warf nicht Blumen ins Grab, sondern sich selber“36
Reizvolle Veranstaltung?: Die Beerdigung36
„Auf zur letzten Schicht“48
Benimm?: Was tun und wie es sagen??48
„Die Leute würden aufhörenzu sterben“56
Profis für einen speziellen Service56
„Hier liegen meine Gebeine“62
Friedhof?: Spiegel der Gesellschaft62
„Die beste aller Welten“72
Töten als menschliches Grundbedürfnis72
„Wenn der Toaster austrittaus seiner Toasterschaft“86
Was nachher kommt, ist Glaubenssache86
„Dirk wird ein Tausendfüßler“96
Kinder haben ihre eigenen Theorien96
„Kein Kraut für die Sterbsucht“104
Weinen und Lachen, beides hat seine Zeit104
Quellennachweisund Auswahl weiterführender Literatur110