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Ganz im Ernst, ich frage mich, worauf ich mich da eingelassen habe. Genauso gut hätte ich heute in aller Ruhe ausschlafen können, stattdessen stehe ich jetzt an einem Absperrgitter in der Taunusanlage und halte ein Fähnchen in die Höhe, das mir vor ein paar Minuten ein freundliches junges Mädchen mit den Wortenimmer schön schwenken in die Hand gedrückt hat. Neben mir gießt Natalie ihren Freundinnen Betty und Saskia Prosecco in die mitgebrachten Gläser und stößt mit ihnen an. Gestern Abend erst hatte sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitgehen wolle, das sehe man schließlich nicht jeden Tag, so ein Thronfolgerpaar, live, auf unseren Straßen. Eigentlich hatte ich daran kein wirkliches Interesse, doch was soll’s, ich tat ihr den Gefallen, stand in aller Herrgottsfrühe auf und begleitete sie in die Stadt, wo sie sich mit ihren Kolleginnen aus dem Krankenhaus verabredet hat.
Wie es aussieht, warten wir nicht allein. Ums uns herum stehen Tausende gutgelaunter Menschen, die sich bestens amüsieren oder gebannt auf den riesigen Videoscreen starren, der sich an der gleichen Stelle befindet, an der vor gar nicht langer Zeit Globalisierungsgegner kampierten und auf dem nun eine Fahrzeugkolonne zu sehen ist. Eine offene Limousine bewegt sich gemächlich durch die Straßen. In deren Fond ein junges, attraktives Paar, das freundlich lächelnd den Zuschauern am Straßenrand winkt, davor und dahinter geschlossene Limousinen mit offiziellen Vertretern des Staats, des Landes und der Stadt, dazu eine Eskorte Motorräder mit eingeschalte