: André Fringer
: André Fringer (Hrsg.)
: Palliative Versorgung in der Langzeitpflege Entwicklungen, Möglichkeiten und Aspekte der Qualität
: Hogrefe AG
: 9783456956190
: 1
: CHF 24.00
:
: Pflege
: German
: 208
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Wie lassen sich Ziele der Palliative Care und der Qualitätssicherung vereinbaren? Das erfahrene Autorenteam bietet Heim- und Pflegeleitungen Hilfestellung, um die nationalen und regionalen Entwicklungen im Bereich der Palliative Care auf die eigene Institution zu übertragen und die Grundsätze der Palliative Care in der Langzeitpflege im Sinne der Qualitätssicherung einschätzen zu können.
2. Palliative Care im Spannungsfeld von Demenz und Heimpflege (S. 33-34)

Volker Schulte
2.1 Zur Bedeutung der Thematik

2.1.1 Demenzerkrankungen nehmen zu

Demenzerkrankungen nehmen überproportional zu (Alzheimervereinigung, 2014). Die damit assoziierten Probleme werden sich intensivieren, da in den kommenden Jahren die geburtenstarke Babyboomer-Generation ins Betagtenalter eintritt.

Demenzerkrankungen sind eng konnotiert mit palliativen Behandlungssettings. Bis heute werden sie aber als terminale, lebensbeendende Krankheit noch zu wenig wahrgenommen. Gemäß dem Handlungsfeld „Versorgung“ der „Nationalen Strategie Palliative Care“ wird angestrebt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch für diese Zielgruppe adäquate Leistungsangebote der Palliative Care zur Verfügung stellen (Eychmüller, 2012). Für die zukünftige Versorgungsplanung ist es unabdingbar, Daten zur personellen, räumlichen und materiellen Ausstattung für die verschiedenen Angebote der Palliative Care zu erfassen.

2.1.2 Sterben findet in den Heimen statt

Mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch die Zahl der Todesfälle verändert. Das Bundesamt für Statistik geht davon aus, dass die Zahl der Todesfälle pro Jahr von gegenwärtig 60 000 bis zum Jahre 2050 auf 90 000 ansteigen wird. Darüber hinaus verschiebt sich der Todesort zunehmend von zu Hause ins Heim. Starben noch 1969 38 % der Menschen in ihren eigenen vier Wänden, so waren es 2001 nur noch 23 %, obschon die überwiegende Mehrheit der alten Menschen gerne zu Hause sterben möchte. Im Jahre 2007 starben nur noch 15 % der über 75-Jährigen und lediglich 5 % der über 90-Jährigen zu Hause. Lebten 1969 gerade einmal 6 % der Betagten in einem Alters- oder Pflegeheim, so waren es zu Beginn der 2000er-Jahre bereits 34 %. Zudem sterben weniger Menschen in Spitälern. Waren es 1969 über 50 %, so sank diese Zahl bis in die 1980er-Jahre auf nur noch 37 % - mit einem klaren anhaltenden Trend zu tieferen Fallzahlen (Mortalitätsmonitoring, 2015).

Betrachtet man die Todesfälle älterer Menschen gesondert, zeigt sich die Entwicklung noch ausgeprägter. Gemäß den aktuellen Daten des Mortalitätsmonitorings des Bundesamtes für Statistik starben im Jahre 2007 lediglich 15 % der über 75-Jährigen und lediglich 5 % der über 90-Jährigen zu Hause. Da Menschen immer älter werden, setzen die alterstypischen Krankheiten auch entsprechend später ein. Multimorbiditäten machen Menschen im hohen Alter pflegebedürftig.

2.1.3 Lange Krankheitsphasen

in den eigenen vier Wänden Die Fachwelt rechnet zurzeit in der Schweiz mit einem Potenzial von rund 116 000 Personen, die an Demenz erkrankt sind. Dies ist eine Schätzung, weil nur bei einem Drittel tatsächlich eine Demenzdiagnose feststeht und die restlichen zwei Drittel auf Verdachtsmomenten und Erfahrungswissen beruhen.

Dreißig Prozent dieser geschätzten 116 000 Kranken brauchen nur eine punktuelle Unterstützung, 40 % eine tägliche und 30 % eine 24-Stunden-Betreuung. Es ist bemerkenswert, dass immer noch 60 % der kranken Personen zu Hause leben und damit von den Angehörigen betreut werden. Da die durchschnittliche Lebensdauer mit einer diagnostizierten Demenz 8–10 Jahre dauert und sich der Gesundheitszustand dieser Menschen progressiv verschlechtert, ohne dass der Verlauf der Krankheit gestoppt oder gar geheilt werden kann, ist ein solcher Krankheitsfall mit enormen finanziellen, sozialen und psychologischen Belastungen für die Angehörigen verbunden. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Menschen mit Demenz von 116 000 im Jahre 2014 auf 200 000 im Jahre 2030 und 300 000 im Jahre 2050 erhöhen wird (Alzheimervereinigung, 2014).

Um den Folgen der Demenzerkrankungen auch zukünftig wirksam entgegentreten zu können, ist eine kontinuierliche und vielfältige Forschung nötig. Diese wird sich nicht nur auf die medizinische Forschung, sondern vor allem auf innovative Modelle smarter angepasster Versorgungsformen konzentrieren.

2.1.4 Demenzbasierte Palliative Care: Spezifische Krankheitsverläufe

In einem 2003 publizierten „White Paper“ mit dem Titel „Living Well at the End of Life, Adapting Health Care to Serious Chronic Illness in Old Age“ haben die Altersforscher Joanne Lynn und David M. Adamson die Stadien des geistigen und körperlichen Abbaus von alten Menschen mit onkologischen und kardiovaskulären Erkrankungen und solchen mit fortschreitender Demenz verglichen. Bei onkologischen Erkrankungen beschreiben die Autoren einen plötzlichen Abbau der körperlichen und geistigen Konstitution bis zum Todeseintritt.
Palliative Versorgung in der Langzeitpflege1
Inhaltsverzeichnis7
Widmung15
Danksagung16
Geleitwort17
Vorwort19
Einfu?hrung23
1. Palliative Kompetenz in der Sorge um ältere Menschen25
1.1 Paradigmenwechsel durch Hospizkultur und Palliative Care im Alter25
1.2 Prägende Impulse26
1.2.1 Modellprojekte26
1.2.2 Krisen28
1.2.3 Ethik29
2. Palliative Care im Spannungsfeld von Demenz und Heimpflege35
2.1 Zur Bedeutung der Thematik35
2.1.1 Demenzerkrankungen nehmen zu35
2.1.2 Sterben findet in den Heimen statt35
2.1.3 Lange Krankheitsphasen in den eigenen vier Wänden35
2.1.4 Demenzbasierte Palliative Care: Spezifische Krankheitsverläufe36
2.1.5 Gesellschaftliche Individualisierungstrends erschweren die Versorgungslage37
2.2 Konsequenzen fu?r die Versorgungsleistungen37
2.2.1 Palliative Care nimmt an Bedeutung zu37
2.2.1.1 Multimorbidität38
2.2.1.2 Erhalt individueller Lebensqualität bei Menschen mit Demenz38
2.2.2 Wirklichkeit: Imageprobleme und Personalknappheit in den Pflegeheimen38
2.2.3 Ku?rzere und komplexere Aufenthaltsdauer der Patienten in Heimen38
2.2.4 Palliative Patientengruppen und Menschen mit Demenz39
2.2.5 Palliative Arbeit in der stationären Langzeitpflege39
2.3 Erwachsenenschutzrecht in der Demenzpflege40
2.4 Implikationen fu?r die Planung von Betreuungsinstitutionen40
3. Bewahrung von hospizlich-palliativer Qualität im Pflegeheim43
3.1 Einfu?hrung43
3.2 Palliative Geriatrie: Hospizkultur und Palliative Care in der Altenpflege44
3.3 Vorstellungen von Pflegeheimbewohnenden bezu?glich eines palliativgeriatrischen Ansatzes45
3.4 Was qualifiziert ein Heim mit palliativgeriatrischer Kompetenz?46
3.5 „Alle wollen doch das Beste“47
3.6 Die (Organisations-)Entwicklung der Palliativen Geriatrie gestalten49
3.7 Merkmale nachhaltiger palliativgeriatrischer Kompetenz im Pflegeheim51
3.7.1 Träger- und Pflegeheimperspektive51
3.7.2 Bewohnenden- und Angehörigenperspektive53
3.8 Zusammenfassung54
4. Ist-Situation der Palliative Care in der stationären Langzeitpflege59
4.1 Hintergrund59
4.2 Die nationale und kantonale Palliative-Care-Strategie in St. Gallen59
4.3 Zur Situation von Palliative Care in Alters- und Pflegeheimen der Schweiz60
4.4 Rahmenmerkmale der befragten Einrichtungen61
4.5 Expertise der Fachpersonen in Palliative Care62
4.6 Die palliative Versorgungssituation in Institutionen der Langzeitpflege62
4.7 Aspekte der Finanzierbarkeit und Kosten palliativer Versorgung64
4.8 Schlussfolgerungen64
5. Messinstrumente und Ansätze zur Qualitätsu?berpru?fung palliativer Betreuungen67
5.1 Zur Relevanz der Thematik67
5.2 Aspekte der Qualität in der Palliativversorgung im Pflegeheim68
5.3 Prioritäten der verschiedenen Akteure69
5.3.1 Die Sicht der Bewohnenden70
5.3.2 Die Sicht der Angehörigen70
5.3.3 Die Sicht des Pflegeteams70
5.3.4 Die Sicht des Kostenträgers70
5.3.5 Instrumente zur Qualitätseinschätzung71
5.3.5.1 Instrumente zur Messung der Betreuungsqualität71
5.3.5.2 Instrumente zur Messung der Sterbequalität72
5.3.6 Gesamtbeurteilung der Messinstrumente74
5.4 Assessmentinstrumente74
5.4.1 „The Minimum Data Set ? PalliativeCare“ (MDS-PC)75
5.4.2 „Resident Assessment Instrument fu?r Palliative Care“ (RAI-PC)75
5.5 Programme zur Verbesserung der Qualität75
5.5.1 „Gold Standards Framework in Care Homes“ (GSFCH)76
5.5.2 „Advanced Care Planning“ (ACP)77
5.5.3 „Liverpool Care Pathway“ (LCP)/„Best care for the dying“ (BCD)78
5.6 Fazit79
6. Entwicklungsmöglichkeiten der Palliative Care in der Langzeitversorgung85
6.1 Zur Entwicklung der Palliative Care in der Langzeitpflege85
6.2 Integration der Palliative Care in die Langzeitpflege89
6.3 Qualität und Palliative Care in der Langzeitpflege91
7. Qualitätso