1. KAPITEL
Tricia McBride blieb kurz vor dem Besprechungsraum vonAt Your Service stehen, einer bekannten Vermittlungsagentur für Haushaltshilfen und Bürokräfte in Sacramento. Ungläubig schaute sie die Chefin Denise Watson an, die sie gerade über die Einzelheiten eines neuen Stellenangebots informierte.
„Moment mal“, meinte Tricia. „Habe ich das richtig verstanden: Ich habe mein Vorstellungsgespräch nicht mit diesem Noah Falcon, für den ich arbeiten soll? Ich würde den Job also übernehmen, ohne meinen Arbeitgeber zu kennen?“
„Richtig“, antwortete Denise. „Das kommt doch ständig vor, Tricia.“
„Tatsächlich?“
„Du weißt, dass ich alle meine potenziellen Arbeitgeber sorgfältig überprüfe, genau wie meine Mitarbeiter. Wenn die Situation unzumutbar sein sollte, kannst du jederzeit gehen. Aber ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird. Noah ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, Witwer mit vier Kindern, eine Stütze der Gesellschaft.“
„Aber er führt das Einstellungsgespräch nicht selbst. Du verheimlichst mir doch irgendwas“, entgegnete Tricia.
Denise zögerte. „Na ja, um ehrlich zu sein, er weiß noch gar nicht, dass seine jetzige Angestellte gehen wird. Sie hat es seinem Bruder gesagt, und der hat beschlossen, die Sache in die Hand zu nehmen.“
„Wieso das denn?“
„Frag ihn doch selbst.“ Denise öffnete die Tür und ging hinein.
Ein attraktiver Mann etwa in Tricias Alter stand auf, und Denise machte sie miteinander bekannt. „Tricia McBride, das hier ist David Falcon.“
Nachdem sie sich begrüßt hatten, ließ Denise sie allein.
„Ihr Lebenslauf klingt beeindruckend.“ David setzte sich wieder an den Konferenztisch.
„Danke.“ Tricia nahm ebenfalls Platz. „Warum ausgerechnet ich, Mr. Falcon?“
Er hob die Brauen. „Warum nicht?“
„Denise hat Ihnen doch sicher erzählt, dass ich im Januar aus beruflichen Gründen nach San Diego ziehen werde“, erwiderte sie. „Ich wäre weniger als drei Monate bei Ihrem Bruder beschäftigt. Das erscheint mir der Familie gegenüber ziemlich unfair.“
„Das ist für uns natürlich keine ideale Situation“, gab er zu. „Aber das Wichtigste ist, dass wir drei Monate Zeit haben, um die perfekte Kandidatin zu finden. Jemand, der auch wirklich bleibt. Und sobald wir jemanden haben, sind Sie raus. Der Job ist also nicht für drei Monate garantiert. Aber bisher musste Noah immer sehr schnelle Entscheidungen treffen. Sie würden ihm die nötige Zeit geben, um die Richtige zu suchen.“
„Soll das heißen, seine Angestellten wechseln häufig?“
Zögernd antwortete David: „Mein Bruder neigt dazu, Leute einzustellen, die frisch vom College kommen. Die haben weder Alltagskompetenzen noch können sie mit vier Kindern umgehen. Sie dagegen waren Erzieherin und besitzen praktische Berufserfahrung. Und mit vierunddreißig haben Sie auch genügend Lebenserfahrung. Daher bin ich überzeugt, dass Sie ein Gewinn für die Familie wären.“
Tricia sah ihn offen an. „Und warum tun Sie das hinter seinem Rücken?“
Er lächelte ein wenig. „Ganz ehrlich? Noahs Kinder brauchen eine Frau wie Sie, und wenn auch nur für ein paar Monate. Ihre Mutter starb vor drei Jahren. Das Haus ist sehr still. Für die Kinder ist es wichtig, dass mal wieder gelac