: Lucy Diamond
: Nur einen Herzschlag entfernt
: INK
: 9783863965914
: 1
: CHF 8.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

DE BESTSELLER AUS GROSSBRITANNIEN



<p>Lucy Diamond wuchs in Nottingham auf. Sie unterrichtete Englisch an der Universität in Leeds und arbeitete bei verschiedenen Verlagen in London, bevor sie beschloss, all das hinter sich zu lassen und stattdessen eine Weltreise zu machen. Nach eineinhalb Jahren kehrte sie zurück nach England, wo sie nun mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt.</p>

KAPITEL 1


»Wir erreichen in Kürze Manchester Piccadilly Station. Von dort haben Sie Anschluss an Züge nach London Euston, Liverpool Lime Street und Edinburgh International. Der Zug hält in etwa zwei Minuten in Manchester Piccadilly Station. Alle Passagiere bitte aussteigen.«

Als der Zug den Bahnsteig erreichte, brach im Waggon hektisches Treiben aus: Taschen wurden aus den Gepäckfächern über den Sitzen gezerrt, eselsohrige Zeitungen auf den Plätzen zurückgelassen, Telefone in Taschen verstaut. Rachel Jackson war bereits einen Schritt weiter, stand in der Schlange vor der Tür und stolperte gegen eine Gepäckablage, als der Zug hart abgebremst wurde und ruckartig zum Stehen kam.

»Manchester Piccadilly, hier ist Manchester Piccadilly. Bitte alle aussteigen. Alle Passagiere bitte aussteigen.«

Das war’s. Sie hatte es geschafft. Adrenalin strömte durch ihren Körper, als die Türen entriegelt wurden und sich der Strom der hektisch drängenden Passagiere auf den Bahnsteig ergoss. Wie benommen folgte sie der Menge und merkte kaum, dass jemand ihr seinen Koffer an die Beine rammte.Hallo Manchester, dachte sie beim Aussteigen.Ich bin hier, weil ich ein paar Antworten brauche. Hast du welche für mich?

Verglichen mit Hereford kam ihr der Bahnhof riesig vor, ein höhlenartiges Gebilde, dessen Dach auf einem komplizierten Gitternetz aus Trägern und Streben ruhte. Um sie herum hallte die Stimme aus der Lautsprecheranlage. Es war Anfang Juni, und während der morgendlichen Fahrt zur Schule hatte es ausgesehen, als würde bald fahler Sonnenschein durch die Wolken sickern, doch nun war die Luft kalt, und Rachel zog den blassgrauen Cardigan fester um den Leib, als sie inmitten der anderen Reisenden den Bahnsteig hinunterging. Ihre Nerven kribbelten. Nun, da sie hier war, fühlte sie sich überfordert. Ihr Vorhaben kam ihr plötzlich so ungeheuerlich vor, es erschütterte sie mit der ganzen Gewalt zunehmend lauter und stärker werdender Trommelschläge. Wollte sie die Wahrheit überhaupt noch erfahren?

Ja, ermahnte sie sich eisern und schritt voran.Ja, das will ich. Nach all den Lügen, die ihr vorgesetzt worden waren, musste sie es wissen. Sie musste das durchziehen.

Vor den Drehkreuzen staute sich die Menge. Murren wurde laut. Eine Gruppe japanischer Touristen schien die Fahrkarten verloren zu haben, und ein älteres Paar versperrte den anderen Durchgang, weil ihr Einkaufstrolley an der elektronisch gesteuerten Schranke hängen geblieben war. Der Unmut war ansteckend, und Rachel spürte, wie ihr eigener Zorn zunahm.Kommt schon, kommt schon. Beeilt euch. Wenn sie noch lange hier herumstand, würde sie es sich womöglich doch noch anders überlegen. Sie musste in Bewegung bleiben, musste ihre Entschlossenheit behalten.

Endlich war sie an der Reihe. Mit klammen Fingern zog sie ihr Ticket durch und trat in die Haupthalle, in der bunter Trubel herrschte. Es wimmelte von Menschen, die Koffer schleppten, in Telefone bellten und zu ihren Zügen eilten. Eine Frau auf mörderisch hohen Highheels und mit einem Aktenkoffer rannte Rachel beinahe über den Ha