: Jeffery Deaver
: Das Teufelsspiel Ein Lincoln-Rhyme-Thriller
: Blanvalet
: 9783641196301
: Die Lincoln-Rhyme-Reihe
: 1
: CHF 7.80
:
: Spannung
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der 6. Fall für das Ermitterduo Lincoln Rhyme und Amelia Sachs.
Frühmorgens in einer New Yorker Bibliothek: Beinahe zu spät bemerkt die sechzehnjährige Geneva Settle den unheimlichen Fremden, der sie mit Mordlust in den Augen beobachtet. Die Schülerin aus Harlem kann ihrem Angreifer nur knapp entkommen. Die Spuren, die Lincoln Rhyme und Amelia Sachs am Tatort entdecken, deuten zunächst auf eine versuchte Vergewaltigung hin. Doch Rhyme ist überzeugt: Das junge Mädchen ist in das Visier eines gerissenen Profikillers geraten - dessen Motive weit in die Vergangenheit reichen. Und tatsächlich geht das Teufelsspiel schon bald in seine zweite, tödliche Runde ...

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Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.

… Eins


Sein Gesicht ist nass von Schweiß und Tränen. Der Mann befindet sich auf der Flucht, er rennt um sein Leben.

»Da! Da ist er!«

Der einstige Sklave kann nicht genau ausmachen, woher die Stimme kommt. Von irgendwo hinter ihm? Von rechts oder links? Vom Dach eines der baufälligen Wohnhäuser, die beidseits der schmutzigen Kopfsteinpflastergassen aufragen?

Die Juliluft ist heiß und zäh wie flüssiges Paraffin. Der schlanke Mann springt über einen Haufen Pferdemist. Kein Straßenkehrer kommt jemals in diesen Teil der Stadt. Neben einer Palette, auf der sich zahlreiche Fässer türmen, hält Charles Singleton inne und ringt nach Atem.

Ein Pistolenschuss peitscht auf. Die Kugel geht fehl. Der laute Knall der Waffe lässt ihn unwillkürlich an den Krieg denken, an jene unfassbare, wahnwitzige Zeit, während der er in staubiger blauer Uniform mit einer schweren Muskete auf Männer in staubigem Grau gezielt hatte, deren Waffen wiederum auf ihn gerichtet gewesen waren.

Er läuft nun schneller. Die Häscher feuern erneut. Auch diese Schüsse verfehlen ihn.

»Haltet ihn! Fünf Dollar in Gold für seine Ergreifung!«

Aber die wenigen Leute, die sich so früh am Morgen auf der Straße befinden – zumeist irische Lumpensammler und Tagelöhner, die mit ihren geschulterten Tragekörben oder Spitzhacken zur Arbeit stapfen –, verspüren kaum Lust, sich dem Neger in den Weg zu stellen, denn er ist von muskulöser Statur, und sein grimmiger Blick verrät wilde Entschlossenheit. Da die Belohnung zudem von einem Stadtpolizisten ausgelobt wurde, wird sie ohnehin nur ein leeres Versprechen sein.

An der Farbenfabrik Ecke Dreiundzwanzigste Straße biegt Charles nach Westen ab, rutscht jedoch auf den glatten Pflastersteinen aus und stürzt schwer. Ein berittener Polizist trabt herbei, hebt den Schlagstock und nähert sich dem Gestrauchelten. Und dann…

Und?, dachte das Mädchen.

Und?

Was ist dann mit ihm geschehen?

Die sechzehnjährige Geneva Settle drehte noch einmal den Knauf des Lesegeräts, doch der Mikrofiche bewegte sich nicht weiter; sie hatte das Ende dieser Karte erreicht. Sie nahm den Metallrahmen heraus. Er enthielt die Titelseite einer Ausgabe derColoreds’ Weekly Illustrated mit dem Datum 23. Juli 1868. Geneva blätterte die anderen Rahmen in dem verstaubten Kasten durch. Ihre Befürchtung wuchs, dass die übrigen Seiten des Artikels fehlten und sie daher niemals herausfinden würde, was aus ihrem Vorfahren Charles Singleton geworden war. Sie hatte gehört, dass die Geschichte der Schwarzen in den Archiven oft nur unvollständig dokumentiert war, sofern überhaupt noch Unterlagen existierten.

Wo steckte bloß der Rest des Artikels?

Ah … Sie wurde schließlich doch noch fündig und setzte den Rahmen behutsam in das abgenutzte graue Lesegerät ein. Dann drehte sie ungeduldig den Knauf,