Prolog
»Senatoren«, begrüßte Fawcett die Besucher, während er in seinen weichen, teuren Stubbs-&-Wootton-Slippern mit Monogramm über den glänzend polierten Fußboden schritt. »Es freut mich sehr, dass Sie die Zeit gefunden haben.«
Kostbare, in Leder gebundene Bücher schmückten das Arbeitszimmer vom Boden bis zur Decke; die meisten davon Erstausgaben. Schwere Samtvorhänge versperrten den Blick hinaus auf das eiskalte Wasser des berühmten Lake Geneva, Namensvetter des Schweizer Genfer Sees, im Süden von Wisconsin. Die mit Ungeduld erwarteten Gäste des Industriellen saßen in zwei ledernen Clubsesseln beim offenen Kamin.
Senator Russell Rolander stand als Erster auf. »Donald, schön, dich zu sehen.« Der Senator streckte die fleischige Pranke aus und schüttelte Fawcett die Hand. Rolander und Fawcett waren an der University of Illinois Zimmergenossen gewesen. Der Senator ein Football-Ass schon am College, der sich danach viele Jahre bei den Chicago Bears hervorgetan hatte, bevor er in die Politik ging. Rolander war langjähriges Mitglied des Senats, seit Langem einer der einflussreichsten Lobbyisten in Washington, hatte einen der begehrten Posten im Ausgabenausschuss inne und besaß ein Wochenendhaus gleich die Straße hinab von Fawcetts.
Der New Yorker Senator David Snyder stand weitaus langsamer auf und schüttelte Fawcetts Hand auch erst, als der ihm diese entgegenstreckte. Seine Gegner bezeichneten Snyder als hinterhältiges kleines Arschloch, denn er hatte die felsigen Höhen der politischen Landschaft erklommen, indem er einem einzigen, aber wirkungsvollen Mantra gefolgt war:Was du nicht willst, das man dir tu, das füge schneller anderen zu. Er beherrschte jeden schmutzigen Trick, und es gab nur wenige Menschen auf dem Washingtoner Parkett, die es gewagt hatten, sich ihm in den Weg zu stellen. Wer das versuchte, überlebte politisch nicht lange. Snyder war ein schmächtiger Mann mit weichen Zügen und damit das komplette Gegenteil des hünenhaften, grobschlächtigen blonden Rolander. Was Senator David Snyder an körperlicher Größe vermissen ließ, machte er allerdings mit seiner Intelligenz mehr als wett. Sein Intellekt und sein unfehlbares Gespür für Strategie hatten ihm einen Dauersitz im Senatsausschuss zur Aufsicht über die Nachrichtendienste verschafft. In den vergangenen sieben Jahren hatte es keine verdeckte Operation gegeben, die nicht in irgendeiner Form Snyders Handschrift trug.
Fawcett hatte ein Faible für das Theatralische. Nach der Begrüßung nahm er eine Fernbedienung aus einem ägyptischen Intarsienkästchen auf seinem Schreibtisch und richtete sie auf eins der prächtigen Bücherregale rechts vom Kamin. Die falsche Wand glitt zurück und gab den Durchgang zu einem kleineren Raum frei. Dieser maß etwa fünf mal fünf Meter und die weißen Wände waren mit Rokoko-Zierleisten geschmückt und mit weiteren ledergebundenen Büchern bestückt. Der Duft von Honig durchzog den Raum. Auf dem Parkett lag ein großer orientalischer Teppich und in der Südwestecke befand sich ein kleiner offener Kamin mit einem Sims aus Marmor. Den Rauchabzug teilte er sich mit dem Kamin im großen Arbeitszimmer, was dabei half, dieses kleine Zimmer vor Fremden geheim zu halten. An den Wänden hingen mehrere Spiegel in vergoldeten Rahmen, in denen sich der raumgreifende antike Sekretär, der in der Mitte des Raumes stand, spiegelte. Gegenüber dem Sekretär befand sich eine vornehme Couch mit hübsch gedrechselten Beinen. Fawcett lud seine Gäste mit einer Handbewegung ein, ihm in den kleineren Raum zu folgen. Sobald sie sich alle in dem Zimmer befanden, drückte er einen Knopf auf seiner Fernbedienung. Die Wand glitt hinter ihnen zurück an ihren ursprünglichen Platz. Dann drückte Fawcett ganz leicht mit den Fingerspitzen gegen mehrere nebeneinanderstehende falsche Buchrücken in einem der Bücherregale. Sie sprangen heraus und dahinter verbargen sich Kristallkaraffen.
»Wie wäre es mit einem Brandy?«, fragte Fawc