1. KAPITEL
Jenny Collins stand vor dem Schaufenster vomBlind Stitch Quilt Shop und betrachtete das Schild in der Auslage.
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Nun gab es kein Zurück mehr. Sie hätte niemals auf Allison hören sollen. Schließlich war sie Englischlehrerin an der Highschool und keine Expertin für das Nähen von Quilts.
Aber sie wollte ihre Freundin nicht enttäuschen, die immer an sie geglaubt hatte, selbst nachdem für Jenny an ihrem alten Wohnort eine Welt zusammengebrochen war.
Allison war die Besitzerin vomBlind Stitch Quilt Shop. Sie hatte Jenny den Job als Managerin gegeben und ihr sogar angeboten, in dem Apartment über dem Laden zu wohnen – solange sie wollte.
Wie lange würde Jenny in Kerry Springs, einer kleinen, verschlafenen Stadt in Texas, bleiben wollen? Sie hatte keine Ahnung. Die Ladentür wurde geöffnet und riss Jenny aus ihren Gedanken. Millie Roberts steckte den Kopf heraus und lächelte. Die zierliche Dame war Jennys Teilzeitangestellte, und die beiden Frauen verband schon jetzt eine herzliche Freundschaft.
Millie mochte zwar schon an die Siebzig sein, doch der quirligen Frau merkte man das Alter kaum an. „Wir haben gerade eine neue Lieferung bekommen“, sagte sie und winkte Jenny hinein. „Es sind die Stoffe, die Allison bestellt hatte.“
Jenny folgte ihr in den Laden. „Das ist gut, denn langsam ging uns das Material aus.“
„Kein Wunder. Du hast ja in den letzten Tagen fast alles verkauft.“
Jenny sah sich im Laden um. Die hohen Wände zierten zahlreiche, farbenfrohe Flickendecken. Es waren Sonderanfertigungen nach Allisons Entwürfen. Jennys Freundin war nicht nur die Besitzerin des Quilt Shops, sondern auch selbst unglaublich geschickt im Nähen.
Die bunten Patchworkdecken waren auf breite Rahmen und Ständer aufgezogen, sodass man die filigrane Handarbeit bewundern konnte. Es gab Wolle und Stoffe in allen nur erdenklichen Farben. Ein langer Schneidetisch teilte den Raum. Der Tisch ging in eine Theke über, auf der eine altmodische Kasse stand. Vor der Theke waren mehrere große Pakete aufgestapelt.
„Oje“, seufzte Jenny. „Allison hat wohl das ganze Warenlager aufgekauft.“
Jenny öffnete ein Paket und nahm vorsichtig die eingerollten Stoffbahnen heraus. Millie beugte sich neugierig über ihre Schulter.
Im nächsten Moment betrat ein hübsches kleines Mädchen mit dunklem Haar den Laden. Sie trug Jeans, ein pinkfarbenes T-Shirt und weiße Tur