1. KAPITEL
Eine Reise nach Manhattan stand normalerweise ganz oben auf Meredith Chandler-Harris’ Liste der wirklich tollen Dinge. Ein Besuch bei einem der angesehensten Modehäuser der Welt rangierte sogar noch darüber. Aber dem Mann gegenüberzutreten, den sie seit zwei Jahren zu vergessen versuchte, und ihm zu sagen, dass sie miteinander verheiratet waren? Eher weniger. Das ruinierte alles − Manhattan, Mode und sogar Martinis.
Martinis waren Jasons bevorzugte Drinks.
Meredith bewegte sich so wenig wie möglich auf dem knarzenden Ledersofa, während sie darauf wartete, von der Empfangsdame zu Jason Lynhurst vorgelassen zu werden, dem leitenden Geschäftsführer von Lyn Couture. Und Merediths Ehemann, wie es schien.
„Mr. Lynhurst wird sie jetzt empfangen“, verkündete die Frau am Tresen mit frostiger Stimme.
Jenseits des Empfangs herrschte wildes Treiben bei Lyn Couture. Makellos gekleidete Männer und Frauen gingen ihren Aufgaben nach, und Meredith versuchte fasziniert, einen Blick auf die auf Stoff und Papier gezeichneten Umrisse der neuesten Entwürfe zu erhaschen, die auf den Tischen verteilt lagen.
Hier kamen Mode und Stil auf magische Weise zusammen. Sie spürte, wie ihr ganz leicht zumute wurde. Lyn Couture war ein wahres Mekka für Modeliebhaber, und Meredith liebte alles, was mit Kleidung zu tun hatte: das Einkaufen, Tragen, Besitzen, Zusammenstellen.
Natürlich hatte sie damals nicht gewusst, wer Jason war, als sich ihre Blicke auf der Tanzfläche in Las Vegas getroffen hatten. Das Einzige, was sie gewusst hatte, war, dass er sich wie ein Mensch bewegte, der sich in seinem Körper wohl fühlte, und dass sie ein Stück von ihm wollte. Nur um dann zwei Jahre später zu erfahren, dass sie mehr bekommen hatte als gedacht.
Meredith spürte neugierige Blicke, als sie der eisig dreinblickenden Empfangsdame zu einem Eckbüro folgte.
„Mr. Lynhurst?“, fragte die Frau durch die offene Tür. „Ihr Besuch ist da.“
Mr. Lynhurst. Lieber Himmel. Dieser Mann hatte an einem Wochenende mehr verruchte Dinge mit Meredith getan, als alle anderen Männer seitdem … zusammen. Zu ihrem großen Leidwesen. Gab es denn keineneinzigen, der sie die Perfektion dieses Mannes vergessen lassen konnte, der ihre ganze Welt vor so langer Zeit aus den Angeln gehoben hatte?
„Danke, meine Liebe, ich übernehme ab hier.“ Meredith schritt zielstrebig an der Empfangsdame vorbei ins Büro, ganz, als würde ihr der Laden gehören. So beeindruckte man Menschen.
Und sie brauchte Jasons ganze Aufmerksamkeit. Sie musste ihn von einer schnellen, stillen Scheidung überzeugen. Und zwar sofort. Nur so konnte sie ihrem Vater unter die Augen treten und ihn um einen Kredit bi