: James Romm
: Der Geist auf dem Thron Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe
: Verlag C.H.Beck
: 9783406688041
: 1
: CHF 17.90
:
: Vor- und Frühgeschichte, Antike
: German
: 351
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB

Als 323 v.Chr. Alexander der Große völligüberraschend im Alter von kaum 33 Jahren in Babylon stirbt, ist sein ganzes Geschlecht– das makedonische Königshaus der Argeaden - dem Tode geweiht. Was sich in den folgenden 25 Jahren an Intrigen und Gewalt, Mord und Krieg abspielt, kann mit jedem Königsdrama Shakespeares mithalten. James Romm beschreibt meisterhaft die dramatischen Ereignisse im Kampf um das Erbe Alexanders. In einer gespenstischen Sterbeszene nimmt Alexander Abschied von seinen engsten Gefährten, die ihm von Jugend auf vertraut waren und mit ihm buchstäblich die Welt erobert hatten. Die Frage, auf wen sein Reichübergehen solle, soll er mit den Worten beantwortet haben:"Auf den Stärksten". Wer aber der Stärkste ist, muss blutig ausgekämpft werden. Als Resultat dieses Ringens versinkt das riesige Herrschaftsgebilde, das sichüber drei Kontinente ausdehnt, in einer nicht enden wollenden Folge von Kriegen. Dabei werden die Familienangehörigen des Toten zu Faustpfändern in den Händen der Diadochen, der ehemaligen Generäle Alexanders, von denen jeder versucht, die gesamte Macht auf sich zu vereinen. In seiner mitreißenden Schilderung der stürmischen Ereignisse und der ebenso leidenschaftlichen wie gewissenlosen Akteure ist dem Autor ein wahres Eposüber den Untergang eines Weltreichs gelungen.



<p>James Romm ist vielfach durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der griechischen und römischen Altertumskunde ausgewiesen und lehrt als Professor for Classics am Bard College (New York).</p>

EINLEITUNG


Die Öffnung der Gräber
Vergina (Nordgriechenland)

1977–1979

«Ruhe jetzt!», mahnte Manolis Andronikos seine Mitarbeiter, während er bedächtig eine ins Dunkel führende Öffnung erweiterte. Es war der 8. November 1977, nachmittags am Rande des Dorfes Vergina im nördlichen Griechenland, und Andronikos stand kurz davor, den großartigsten Fund in der modernen Geschichte der Archäologie im Ägäisraum zu machen.

Seit 25 Jahren leitete er Grabungen am großen Tumulus bei Vergina, einem 13 Meter hohen runden Hügel aus Sand, Erde und Schotter. Er hatte Tausende Tonnen Material bewegt, um herauszufinden, was darunter war. Nach seiner Überzeugung befand er sich dort, wo einst die antike Hauptstadt Makedoniens, Aigai, gelegen hatte – und an der Grabstätte von Makedoniens Königen. Er hatte auch diese Grabungssaison beinahe schon als ergebnislos abhaken wollen, als er unter einem noch unerkundeten Teil des Hügels auf die Mauern zweier Bauwerke stieß. Das eine hatte sich als bereits geplünderte Grabkammer mit prachtvollen Wandmalereien erwiesen; der Boden war übersät mit jenen menschlichen Überresten, welche die antiken Grabräuber zurückgelassen hatten. Doch neben dieser Grabkammer, unter einer sieben Meter dicken Erdschicht, war Andronikos auf die Decke eines zweiten Bauwerks gestoßen und nun im Begriff, über eine Leiter in diese Kammer hinabzusteigen.

Als er durch die Deckenöffnung verschwand, rief er seinen Assistenten einen außergewöhnlichen Befund hinauf: «Alles intakt!» Das Licht seiner Taschenlampe fiel auf glänzendes Silber und strich über das matte Grün oxydierter Bronze. Dutzende kostbarer Objekte, deren jedes ein Jahr Grabungsarbeit gerechtfertigt hätte, blitzten im Licht auf: Rüstungen und Waffen, die unverzichtbaren Utensilien eines jeden makedonischen Kriegers, lehnten an den Wänden und in den Ecken; am Boden lagen aufgehäuft fein ziselierte Trinkgefäße, und in der Mitte des Raumes fand Andronikos eine Marmorkammer, die mit einem Deckel verschlossen war. Als man sie später öffnete, sollten die Ausgräber darin zu ihrem Erstaunen eine exquisiteLarnax, eine kleine Truhe aus Gold entdecken, welche die Knochen eines erwachsenen Mannes enthielt, den man seinerzeit eingeäschert hatte. Eine ähnliche goldene Schatulle, in der sich die Überreste einer Frau im Alter von 20 bis 30 Jahren fanden, wurde in einer kleinen Nebenkammer entdeckt.

Am Boden der Grabkammer sah Andronikos zwischen den zerfallenen Resten der antiken hölzernen Liege, die sie einst geschmückt hatten, fünf aus Elfenbein geschnitzte Köpfe – am Ende sollte man noch neun weitere bergen. Diese meisterhaft ausgeführten Miniaturskulpturen bildeten eine Galerie männlicher Heroen, darunter zwei mit Bart und von ernster Ausstrahlung, während die anderen glattrasiert waren und zart und jugendlich wirkten (bei einigen nimmt man an, dass es sich um Frauen handeln könnte). Es ist frappierend, wie stark die Skulpturen das Wesen der Porträtierten zum Ausdruck bringen.

Auf der Grundlage der Keramikdatierung ließ sich die Entstehungszeit der Grabkammer auf den Zeitraum zwischen 350 und 315 v. Chr. eingrenzen, und so zögerte Andronikos nicht, einen der bärtigen Porträtierten al

Cover1
Titel3
Impressum4
Widmung5
Motto7
Inhalt9
Danksagung11
Vorwort13
Einleitung: Die Öffnung der Gräber18
1. Leibwächter und Gefährten23
2. Die Prüfung des Perdikkas49
3. Das letzte Aufbäumen der Athener (I)73
4. Widerstand, Aufstand, Rückeroberung103
5. Das letzte Aufbäumen der Athener (II)128
6. Tod auf dem Nil156
7. Schicksalswege des Eumenes188
8. Der Krieg kommt nach Hause219
9. Duelle auf Leben und Tod252
10. Das Schließen der Gräber284
Epilog306
Anmerkungen310
Bibliographie336
Bildnachweis345
Register346
Zum Buch351
Über den Autor351