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David Cohen. Sal Cupertine schob den Namen im Mund hin und her.David Cohen. Als er klein war, hatte er seinen Namen gehasst, weil wahrscheinlich jeder Junge im Block einen Onkel namens Sal gehabt hatte. Als er aber älter wurde, hatte er sich mit dem Namen immer mehr angefreundet, hatte gespürt, dass er Macht und Bedrohlichkeit ausstrahlte, zwei Dinge, die ihm gefielen, theoretisch zumindest.
David, ein biblischer Name, das war an sich schon was wert. Sal war nicht religiös, war es nie gewesen und konnte es auch schlecht sein, solange er seinen Lebensunterhalt mit dem Töten von Menschen bestritt. Mit den Gewissensbissen, die ihn deshalb gelegentlich plagten, konnte er umgehen, aber sich ernsthaft und rational mit einemanderen Leben auseinandersetzen, das nach dem Tod beginnen soll? Mit so einem Bockmist brauchte man Sal nicht zu kommen.
Cohen. Na ja. Das war was anderes. Sal hatte eine ganze Menge Juden gekannt, die Familie war auch immer gut mit der Kosher Nostra ausgekommen, die die College-Campusse mit Ecstasy und gefälschten Seminararbeiten versorgte. Diese Typen waren meistens Israelis oder russische Juden; die Tage von Bugsy Siegel und Meyer Lansky waren spätestens dann vorbei gewesen, als sie festgestellt hatten, dass man auch reich werden konnte, wenn einem Hollywood und die Banken gehörten. Die Israelis und Russen in Chicago waren jung und hatten noch Respekt, weil die Familie für sie etwas geradezu Mystisches war, das sie nur aus dem Fernsehen und dem Kino kannten.
Sie hießen Yaakov oder Boris oder Vitaly oder Zvika, hatten einen starken Akzent und trugen Westen und dicke Uhren und fuhren einen Range Rover, damit alle wussten, dass sie nicht zu den alteingesessenen Rosenblatts und Levys gehörten. Wenn es ums Geschäft ging, waren sie allerdings nicht zimperlich. Wollten sie jemandem eine Botschaft zukommen lassen, brachten sie seinen Hund und seine Freundin um; machten ihn für den Rest seines Lebens fertig, ohne ihm selbst auch nur ein Haar zu krümmen. Schuldet dir einer Geld, dann machst du ihn gefügig, und er wird immer zahlen, so ihre Devise. Sal gab es nur ungern zu, aber da war was dran. Das Problem war nur, dass die Familie sich so lange im Geschäft gehalten hatte, weil sie sich nie an unschuldigen Zivilisten oder Haustieren vergriffen hatte. Legst du die Kinder oder den Köter von einem um, landet so was in der Zeitung, und die Polizei interessiert sich dafür. Legst du einen Drecksack um, hast du bloß einen Drecksack weniger. Legst du vier Bundesbeamte um, kann sich deine ganze Welt verändern.
AberDavid Cohen? Das war kein tougher Typ. So hieß der Typ, der einem die Brille richtete. So hießen Anwälte.
»David Cohen«, sagte Sal, aber es klang irgendwie nicht richtig und würde wahrscheinlich auch die nächsten beiden Wochen nicht richtig klingen, zumindest nicht, solange sein Kiefer noch verdrahtet war.
Ein halbes Jahr war er jetzt fort, und in der ganzen Zeit hatte keiner ihn direkt angesprochen oder ihm in die Augen gesehen. Sieben Tage hatte er in verschiedenen Fleischlastern verbracht, bis si