: Guido M. Breuer
: Das Lazarus-Syndrom
: beTHRILLED
: 9783732527939
: 1
: CHF 4.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 349
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein packender, atmosphärischer Thriller um die skandalösen Machenschaften der Organmafia!

Dr. Johannes Krafft, genannt 'Joe the Butcher', ist ein gebrochener Mann. Seit er seine Familie bei einem Unfall verlor, verdingt sich der brillante Chirurg als ambulanter Operateur für eine Organspende-Organisation. Ist es Zufall, dass in letzter Zeit immer mehr geeignete Spender sterben? Als ein alter Bekannter ermordet wird, beginnt Joe Fragen zu stellen.

Bald gerät er nicht nur selbst ins Visier er Ermittlungen, sondern auch ins Fadenkreuz der Gegenseite, die einen Skandal um jeden Preis vermeiden will. Doch im Kampf gegen die übermächtig scheinende Organspende-Mafia steht mehr auf dem Spiel als nur sein eigenes Leben. Wem kann Joe noch trauen?




<p>Guido M. Breuer, geboren 1967 in Düren, machte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, bevor er Wirtschaftswissenschaften studierte. Anschließend war er viele Jahre als Unternehmensberater tätig. Seit 2009 schreibt er Kriminalromane und Thriller. Er lebt und arbeitet in Bonn.</p><p>Websi e:<a href="http://www.guido-m breuer.de" target="_blank"> ww.guido-m-breuer.de</a> </p><p></p>

1. Lazarus-Syndrom


Die Motoren des Helikopters dröhnten monoton, Lichtfetzen sickerten aus dem Cockpit nach hinten in den Passagierraum. So wirkte die Kabine düsterer, als wenn man gar nichts gesehen hätte. Joe empfand die Dunkelheit fast körperlich, sie klebte an ihm, ließ sich weder durch die flackernden Displays noch durch die beharrlichen Vibrationen des Triebwerks abschütteln.

Niemand unternahm den Versuch eines Gesprächs.

Das Begrüßungsgemurmel, unlustig aus müden Gesichtern herausgequält, war kurz nach dem Start verstummt. Joe war dankbar dafür. Er hasste unnötiges Reden, besonders bei einem nächtlichen Einsatz. Umso mehr, wenn er wie an diesem Abend zu wenig getrunken hatte. Über ein Hallo war er nicht hinausgekommen. Was hätte er auch sagen sollen?

Jedes Mitglied des Teams kannte das Flugziel. Alles Weitere würde man vor Ort sehen. Auf dem Plan stand eine Multiorganentnahme bei einer frisch verstorbenen Spenderin.

Da gab es nichts zu besprechen.

Joe starrte nach vorn. Seine Augen fühlten sich müde an, der Blick suchte beinahe zwanghaft die blauen und grünen Monitore in der gläsernen Kanzel. Er schloss die Augen, um zu prüfen, ob die kleinen Lichtflecken auch durch die Lider sichtbar waren. Irgendwie beruhigte es ihn, dass er sie nicht sah. Aber der Hörsinn wurde schärfer mit geschlossenen Augen; er vernahm neben dem Wummern des Doppelmotors der EC-135 nun das leise Blubbern der Rotorblätter. Er vermisste in diesen neuen Maschinen das harte Klopfen der Bell-212. Und er vermisste in diesem Augenblick einen guten Schluck Brandy. Er steckte die Stöpsel seines Handys in die Ohren, um etwas Musik zu hören. Er wählte WagnersWalkürenritt und stellte den Sound auf die maximale Lautstärke, um die Motoren zu übertönen. Als das Stück begann, schaute er aus dem Fenster. Draußen waren nur wenige Lichter am Boden zu sehen. Sie hatten Köln längst hinter sich gelassen und flogen nun über die Eifel. Gleich würden sie einen Ort namens Simmerath erreichen. Da gab es tatsächlich ein Krankenhaus. Joe hatte dort bislang noch keinen Einsatz gehabt, soweit er sich erinnern konnte. Er wusste nichts über das Haus und die dortige Einrichtung.Zum Sterben wird es allemal reichen, dachte er.

Sein Kollege Jörn bediente den HeliMap und bewegte dabei seine Lippen, als betete er für einen sicheren Flug. Um Kosten zu sparen, musste einer der Ärzte aus dem Entnahmeteam zusätzlich Flugpersonal-Funktionen übernehmen und beim Navigieren helfen. Diese Zusatzausbildung wollte Joe sich keinesfalls antun. Es hatte ihn auch keiner gefragt.

Joe the Butcher.

So nannten sie ihn. Aber niemals in seiner Gegenwart. Als wenn es ihm etwas ausmachen würde. Aber bei Joe passte man auf, was man sagte. Joe war nicht gut drauf.

Das stimmte. Zumindest wenn er nüchtern war. Der Gesang der Walküren nervte inzwischen. Irgendwie fand er Wagner immer dann so richtig gut, wenn kein Sänger den Mund aufmachte. Aber jetzt war es auch egal, denn der Helikopter setzte zur Landung an. Joe machte das Handy aus und nahm die Stöpsel aus den Ohren. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es gerade halb zwei war. Sie lagen gut in der Zeit.Wenigstens das, dachte er und riss die Tür auf. Zuerst kletterte Franzi aus der Kabine, dann Joe, Jörn als Letzter. Sie bewegten sich geduckt, als wenn sie von den vier Rotorblättern geköpft werden könnten.

Man erwartete sie schon. Und wie immer bemerkte Joe auch hier diese Blicke.Da kommen sie, glaubte er die Gedanken in