: Florian Grosser
: Theorien der Revolution zur Einführung
: Junius Verlag
: 9783960600176
: 1
: CHF 11.70
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: Philosophie
: German
: 212
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem »Ende der Geschichte« schien die Revolution als Gegenstand politischer Praxis und Theorie obsolet. Angesichts der vielfältigen Krisen der letzten Jahre gewinnt die Frage nach Möglichkeiten und Bedingungen radikaler politisch-sozialer Transformation gegenwärtig jedoch wieder an Relevanz. Gerade im Licht der Erfahrung des Arabischen Frühlings und der Occupy-Bewegung bietet sich eine systematische Untersuchung maßgeblicher Denkmodelle der Revolution - von Rousseau, Jefferson und Kant über Marx und Arendt bis hin zu Balibar und Graeber - an. Um die heterogenen Ansätze aufeinander beziehen zu können, konzentriert sich diese Einführung auf Grundprobleme, die sich jeder Theorie der Revolution stellen: Dazu zählen die Probleme der Neuheit, der Freiheit, der Gewalt und des revolutionären Subjekts.

Florian Grosser ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Philosophie der Universität St. Gallen und Lecturer am Department of Philosophy der University of California, Berkeley.

2. Die Entdeckung der Revolution


Voraussetzungen revolutionärer Theorie und Praxis: Das politische Denken der Aufklärung


Der moderne Revolutionsbegriff, die Vorstellung von einer vollkommenen Umwandlung der politischen und sozialen Gesamtstruktur, ist auf das Engste verklammert mit dem Denken der Aufklärung. Nicht allein aus der Perspektive der Revolutionäre in Amerika und Frankreich, sondern auch aus der historischen Distanz betrachtet, nehmen sich die Revolutionen als Produkte aufklärerischer Geschichtsphilosophie, Moralphilosophie und politischer Philosophie aus; als Versuche, die darin entfalteten Ideen, Ideale und Prinzipien in nachhaltig weltverändernder Art und Weise zur Anwendung zu bringen. So werden zyklisch-statische von linear-progressiven Geschichtsbildern abgelöst, wobei die Überzeugung von der historischen Handlungs- und Gestaltungsmacht des Menschen diejenige vom Einfluss menschenunabhängiger Gewalten in der Geschichte – insbesondere derprovidentia dei – ersetzt. Auch befördern Konzeptionen individueller Autonomie und natürlicher Rechte des Einzelnen die Einsicht in