: Ann Tatlock
: Das Haus am Rande der Zeit Roman
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765574467
: 1
: CHF 7.10
:
: Fantastische Literatur
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
1968: Aufgrund einer Affäre verlässt Pastor Patrick Crane seine Gemeinde und zieht mit seiner Frau und den beiden Kindern in ein altes, abgelegenes Haus in den Bergen. Dort geschehen ungewöhnliche Dinge: Immer wieder treffen die vier auf Menschen, die behaupten, selbst in diesem Haus zu wohnen und aus einer anderen Zeit zu kommen. Nur langsam beginnt die Familie zu ahnen, dass die unverhofften Begegnungen ein Geschenk sind - von Gott höchstpersönlich ... Ein außergewöhnlicher Roman mit einer wunderbaren Botschaft.

Ann Tatlock arbeitete als Zeitschriftenredakteurin, bis sie das Schreiben zum Beruf machte. Ihre Romane wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem wichtigsten christlichen Buchpreis, dem Christy Award. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in North Carolina, USA.

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Linda

Freitag, 12. Juli 1968

Galaktisch. Ich muss gestorben und in der Hölle gelandet sein. Dad – ja, genau, Dad, der große Prediger vor dem Herrn – entpuppt sich als Heuchler und wir alle müssen mit unserem Leben dafür bezahlen. Kann seine Finger nicht von Moms knackiger junger Cousine lassen, mein alter Herr. Und bevor ich mich’s versehe, muss ich mein letztes Schuljahr hier in diesem verschlafenen Nest zubringen, in einer Klasse, in der noch der bestaussehende Junge so hässlich ist wie die Sünde – kein Wunder nach zehn Generationen Inzucht. Wenn alle Kerle hier so sind wie die beiden Exemplare, die Onkel Steve uns heute morgen als Umzugshelfer raufgeschickt hat, kann ich auch gleich ins Kloster gehen. Der eine hatte Zähne so braun wie Matsch, der andere einen Adamsapfel so groß wie Texas.

Mein letztes Schuljahr! Und das, wo ich doch gerade bei Brian ein bisschen Land gewonnen hatte. Zumindest hat er schon mit mir gesprochen, wenn er gerade in Stimmung war, und das ist doch schon mal was. Nur noch ein paar Wochen, einen Monat vielleicht, und wir wären zusammen gewesen. Und ich wäre endlich dieses Pastorentochter-Image los gewesen und hätte dazugehört. Richtige Freunde gehabt, eben die angesagten Typen. Bestimmt hätte ich dieses Jahr die Abschlussballkönigin werden können – aber Dad musste ja unbedingt die Zelte abbrechen und Hals über Kopf an den Arsch der Welt ziehen. Warum, hat er zuerst nicht gesagt; aber Mom hat mir später die ganze gruselige Geschichte erzählt, dass er mit Charlene rumgemacht hat und so. Oh, Dad war ziemlich angesäuert, dass Mom nicht dichtgehalten hat, aber mal ehrlich: Wenn hier jemand sauer sein sollte, dann bestimmt nicht er. Was er Mom angetan hat, ist ja wohl um Klassen schlimmer, als dass sie mir dann davon erzählt hat.

Ich hab Mom angebettelt, dass ich in Abingdon bleiben darf; ich hätte für das letzte Schuljahr bei Monica wohnen können. Sogar ihre Eltern hatten schon gesagt, dass das klargeht. Aber Mom ist stur geblieben. Sie hätte schon Carl an den Krieg verloren, hat sie gesagt, und würde jetzt nicht noch ein Kind verlieren wollen. Als ob wir so eine fantastische Mutter-Tochter-Beziehung hätten oder zwischen uns die große Liebe herrschen würde! Und überhaupt: Carl ist nichts weiter als ein Kompanieschreiberling. Woran soll der denn sterben? An einer Überdosis Getippe? Verbluten, weil er sich zu oft am Papier geschnitten hat? Außerdem wollte er ja unbedingt in den Krieg, der Psycho. Ist mit siebzehn mit der Schule fertig und dann fällt diesem Idioten nichts Besseres ein, als sich einen Aushilfsjob bei Woolworth zu suchen und darauf zu warten, dass er achtzehn wird, damit er sich dan