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Was für ein grauenhafter Tag!
Lale Erdem war genervt. Verdammt genervt. Sie vermied den Blick in den Spiegel, während sie rasch Stringtanga, durchsichtigen BH, halterlose Strümpfe und High Heels anzog.
Sie hasste es, sich so zu sehen.
Anschließend trug sie Schminke auf und vergewisserte sich, dass mit dem Computer alles in Ordnung und seine Kamera aktiviert war. Wie immer beschlich sie ein Gefühl der Scham und Abscheu, als sie das tat. Unwillkürlich musste sie an die gesichtslosen Widerlinge denken, denen sie sich gleich präsentieren würde.
Keine Frage – ein absolut grauenhafter Tag.
Angefangen hatte er mit einem Vollidioten, der ihr die Vorfahrt genommen und den vorderen rechten Kotflügel stark eingebeult hatte. Dummerweise war der Kerl blitzschnell abgehauen, und sie selbst hatte vor lauter Aufregung nicht auf dessen Nummernschild geachtet. Und zu allem Unglück gehörte das Auto auch noch nicht mal ihr selbst, sondern ihrer Freundin Tina, von der sie es nur geliehen hatte. Da würde sie einiges zu erklären haben, ganz zu schweigen von der Wiedergutmachung …
Kurz darauf hatte sie eine zufällige Begegnung mit ihrer Mutter gehabt. Es war wieder einmal eine dieser äußerst peinlichen Begegnungen gewesen, bei denen ihre Stimmung stets unter den Gefrierpunkt sank. Dann war ihr noch dieses Missgeschick in dem Bistro passiert, in dem sie bediente: Ihr war ein Tablett mit zwei Tellern Chili con Carne heruntergeknallt, weswegen sie einigen Ärger bekommen hatte. Außerdem hatte sie länger arbeiten müssen und anschließend eine Ewigkeit gebraucht, um mit der wieder einmal hoffnungslos verspäteten U-Bahn zurück nach Düsseldorf-Eller zu kommen.
Ihr war noch nicht einmal möglich gewesen, ein paar Worte mit Tina zu wechseln. Mindestens zehn Mal hatte sie im Laufe des Tages bei ihr angerufen – ohne mehr zu hören als dieses nervtötende »Piep-Piep«. Vermutlich hatte Tina vor Aufregung die ganze Nacht über nicht geschlafen, und das holte sie tagsüber nach.
Das Klingeln an der Tür ließ Lale zusammenzucken.
Jetzt?
Sie erwartete niemanden, wer mochte das … Natürlich. Tina. Wer sonst?
Ganz bestimmt musste Tina loswerden, wie der gestrige Abend verlaufen war.
Lale schnappte sich den flauschigen Bademantel und eilte den Gang entlang. Das Klingeln war von der Wohnungstür gekommen, nicht von unten; denn die Schelle vom Hauseingang klang anders. Also musste die Haustür wieder einmal offen stehen: ein ärgerlicher Umstand, das jedoch keine Seltenheit war.
Sie band den Gürtel zusammen, allerdings nur sehr na