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Lindsey Paxton blieb nichts anderes übrig, als nett zu dem Mann zu sein, der ihr das Leben zur Hölle machte.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich in der einundzwanzigsten Etage, seiner Etage, und sie verließ die Kabine. Ein langer Flur lag vor ihr, und sie hatte das verstörende Gefühl, sie wäre in einemAlice-im-Wunderland-Film gefangen. Während sie auf der Suche nach dem richtigen Zimmer die schweren Eichentüren musterte, schien der Flur immer schmaler und niedriger zu werden. Eigentlich neigte sie gar nicht zu Nervosität, aber dieses ungute Gefühl in ihrem Bauch ließ sich einfach nicht ignorieren.
Ganz am Ende des Flurs entdeckte sie die Nummer seines Apartments und zwang sich, zur Beruhigung noch einmal tief Luft zu holen. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie dieses Treffen mit Mark Reeves, dem ehemaligen Partner ihres Vaters, so nervös machte. Sie merkte es erst jetzt, als sie tatsächlich vor seiner Tür stand.
Es würde einen entscheidenden Einfluss auf ihr Leben haben, ob sie ihn davon überzeugen konnte, die Leitung der Anwaltskanzlei ihres Vaters zu übernehmen. Sie wollte so sehr, dass Mark das machte, damit sie es nicht tun musste.
Dadurch befand sie sich in einer schwierigen Lage, was sie nicht leiden konnte. Hoffentlich war er vernünftigen Argumenten zugänglich. Lindsey drückte schnell auf die Klingel, und während sie auf die Antwort wartete, schienen sich die Sekunden ewig hinzuziehen. Ungeduldig klingelte sie noch mal. Weitere Sekunden verstrichen, und sie bekam noch immer keine Antwort. Das konnte doch nicht sein, dass sie einmal quer durch das Land gereist war und dann ausgerechnet in dem Moment vor seiner Tür stand, wo er nicht zu Hause war.
Er musste einfach da sein.
Als sie erneut die Hand hob, um anzuklopfen, wurde die Tür aufgerissen. Lindsey taumelte vor Schreck einen Schritt nach vorne, streckte die Hand aus, um sich irgendwo abzustützen, und legte sie auf eine sehr harte, sehr maskuline Brust. Sie sah erschreckt auf und stellte fest, dass ein Mann, bei dem es sich nur um Mark Reeves handeln konnte, auf sie herunterblickte. Ein teuflisches Grinsen umspielte seine sinnlichen Lippen, während sein Blick auf die Stelle fiel, an der Lindsey ihn berührte. Sie wurde vor Scham puterrot, riss die Hand weg und machte einen Schritt nach hinten, als hätte er sie geschlagen.
»Ich … Entschuldigung«, hörte sie sich mit einer Stimme stammeln, die gar nicht wie ihre eigene klang.
Mark lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türrahmen, stellte einen Fuß vor den anderen und verschränkte die Arme vor seiner nur mit einem T-Shirt bekleideten Brust. Seine lässige Haltung schien sein gutes Aussehen noch weiter zu unterstreichen. Er sah aus wie ein junger James Dean, wie er so großspurig und maskulin dastand.
Dabei war er ihrer Meinung nach eine attraktive Verkörperung des Teufels.
Hätte er die Anwaltskanzlei ihres Vaters nicht verlassen, könnte sie jetzt in Washington sein, wo sie hingehörte. Stattdessen war sie hier in Manhattan und suchte verzweifelt nach einem Weg, um wieder nach Hause zu kommen.
Mark musterte sie abschätzend. »Haben Sie geglaubt, indem Sie Sturm klingeln, würde ich schneller an die Tür kommen?« Seine Stimme klang gelassen, aber auch leicht amüsiert. Und sein Blick war sehr aufmerksam, als er sie von Kopf bis Fuß interessiert musterte.
Sie hatte sich genau überlegt, was sie zu diesem Anlass anziehen sollte, und sich für ein enges weißes langärmliges Kostüm entschieden. Es wirkte feminin, aber nicht aufreizend. Der Rock endete einige Zentimeter über den Knien, und das hatte sich beim Anziehen gar nicht zu kurz angefühlt, doch als Mark sie jetzt so musterte, kam es ihr so vor. Der