1. KAPITEL
Stirnrunzelnd legte Lacey einen Arm um das Lenkrad ihres Wohnmobils und schaute auf das schmiedeeiserne Schild, das die Einfahrt der Double-Heart-Cross-Ranch markierte. Wie passend, dachte sie bitter. Ihrer Einschätzung nach war der Besitzer der Ranch, Lucas McCloud, eine doppelzüngige, die Herzen der Frauen brechende Schlange, deshalb schien es nur passend, dass der Name seiner Ranch diese Eigenschaften widerspiegelte.
Und heute würde sie ihm von Angesicht zu Angesicht sagen, was sie von ihm hielt. Entschlossen bog sie in die Auffahrt ein und fuhr den holprigen Weg entlang.
Vieh graste auf beiden Seiten der langen Auffahrt, unbeeindruckt von dem Staub, den sie aufwirbelte, doch ein paar Pferde hoben neugierig die Köpfe. Zu einer anderen Zeit hätte Lacey vielleicht angehalten, einfach nur, um die Tiere und die raue texanische Landschaft zu genießen. Doch heute nicht. Heute hatte sie eine Mission zu erfüllen.
Sie hatte zwei Jahre lang auf diesen Moment gewartet. Fort Worth, wo sie gestern am Rodeo teilgenommen hatte, lag nahe genug bei Austin und der Double-Cross-Heart-Ranch, um diesen Abstecher zu rechtfertigen. Nicht, dass sie eine Rechtfertigung brauchte. Eine Konfrontation mit Lucas McCloud war längst überfällig.
Als sie auf einen kleinen Hügel kam, erblickte sie ein großes, stattliches Haus. Plötzlich krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie legte eine Hand auf den Bauch und versuchte, den Anfall von Nervosität zu unterdrücken. Sie würde das jetzt durchstehen. Und sobald sie Lucas ihre Meinung gesagt hatte, würde sie zurück nach Missouri fahren und nie wieder einen Gedanken an diesen Mann verschwenden.
Nachdem sie ihren Pick-up vor dem Haus geparkt hatte, sprang sie heraus und marschierte zur Veranda. Sie klopfte heftig an die dicke Eichentür, trat dann zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
Sie wollte gerade noch einmal klopfen, als die Tür geöffnet wurde und eine junge Frau erschien. Doch noch bevor Lacey etwas sagen konnte, rief jemand aus dem Haus: „Mandy! Wo ist die Bibel?“
Die Frau rief über die Schulter zurück: „Im Bücherregal im Büro.“ Sie verdrehte die Augen, als sie sich wieder an Lacey wandte und entschuldigend lächelte. „Tut mir leid. Im Moment ist es hier ein wenig hektisch. Bei uns findet gleich eine Trauung statt.“
Eine Hochzeit? Wie immer war Laceys Timing mehr als schlecht. Macht nichts, redete sie sich ein. Hochzeit oder nicht, sie würde bleiben, bis sie Lucas McCloud gesehen hatte.
Die Frau streckte ihr eine Hand zur Begrüßung hin und lächelte. „Ich bin Mandy Barrister. Was kann ich für Sie tun?“
Widerstrebend schüttelte Lacey die dargebotene Hand. „Lacey Cline. Ich möchte zu Lucas McCloud.“
„Lucas?“, wiederholte Mandy, während ihr Lächeln langsam schwand.
„Ja“, erwiderte Lacey, ohne ihre Verbitterung zu verbergen. „Sagen Sie ihm, seine Tochter möchte ihn sprechen.“
Mandy riss die Augen auf. „Sie sind eine Tochter von Lucas?“
Lacey schaute an der Frau vorbei ins Haus. „Ist er da? Ich bin etwas in Eile.“
Tief einatmend ließ die Frau langsam den Türrahmen wieder los und hob hilflos die Hand. „Nein. Er ist …“ Sie ließ die Hand kraftlos fallen. „Lucas ist tot.“
Lacey stockte der Atem. „Tot?“, brachte sie mühsam heraus.
„Ja. Seit dreizehn Jahren.“
Lucas war tot? Lacey fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Da hatte sie zwei Jahre auf die Gelegenheit gewartet, dem Mann, der sie gezeugt hatte, sagen zu können, was für ein elender Schuft er war, weil er sie nicht als seine Tochter anerkannt hatte, und jetzt war er tot. Wahrscheinlich sollte sie froh sein, aber sie spürte nur eine schreckliche Leere in sich. Sie trat einen Schritt zurück. „Es … es tut mir leid“, stotterte sie. Weil sie nicht wusste, was sie sonst noch sagen sollte, drehte sie sich um und lief die Treppe hinunter.
Sie war fast bei ihrem Pick-up angekommen, als sie Schritte hinter sich hörte.
„Lacey! Warten Sie!“
Sie blieb stehen und holte tief Luft, bevor sie sich umdrehte. Die Sorgenfalten auf dem Gesicht der Frau beschämten sie. Sie wusste nicht, was für Erinnerungen ihre Frage nach Lucas ausgelöst hatten, aber es waren offensichtlich keine angenehmen. „Hören Sie … Mandy, oder?“ Auf das Nicken der Frau hin fuhr sie fort. „Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe. Ich wusste es nicht.“
„Sie haben gesagt, Sie sind Lucas’ Tochter?“
„Ja“, murmelte Lacey und senkte dann den Blick, um die unerwünschten Tränen zu verbergen.
„Ich auch.“
Lacey riss den Kopf hoch. „Wie bitte?“
Mandy atmete tief durch. „Ich bin Lucas’ Tochter. Außerdem habe ich zwei jüngere Schwestern. Merideth und Samantha, genannt Sam.“
Lucas hatte mehrere Töchter? Das bedeutete ja, dass sie, Lacey, Halbschwestern hatte. Völlig fassungs