: Mariano Delgado
: Das Spanische Jahrhundert 1492-1659
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534713912
: 1
: CHF 16.00
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 148
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dem ?Siglo de Oro?, dem Goldenen Zeitalter Spaniens, widmet sich Mariano Delgados Buch, das einen umfassenden Überblick über Politik, Wirtschaft und Religion gibt. Gleichzeitig betrachtet es die kulturelle Hochblüte der Zeit mit großen Namen wie Velázquez, El Greco, Calderón oder Cervantes. Doch was zeichnet diese Epoche aus? Von etwa 1550 - 1680 erlebt die europäische Hegemonialmacht Spanien den Höhepunkt ihrer Zeit als Kolonialmacht. Diese Phase ist nicht nur durch eine offensive katholische Reaktionspolitik gekennzeichnet, sondern auch durch die Unterdrückung politischer Freiheiten. Hochgespannte politische Ambitionen werden mit Hilfe der Inquisition brutal durchgesetzt. Wirtschaftlich droht aufgrund der ständig überspannten Mittel - trotz der reichen Goldeinkünfte - fortwährend der Staatsbankrott. Neben innenpolitischen Entwicklungen betrachtet der Titel fundiert das spanische Weltreich in Übersee mit seinen kolonialen Auswirkungen und Problemen.

Mariano Delgado, geb. 1955 in Berrueces (Valladolid), ist seit 1997 Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg (CH). Zahlreiche Publikationen zur Kirchen- und Missionsgeschichte, zur Politischen Theologie in der Frühen Neuzeit und zum spanischen Weltreich.

I. Sendungsbewusstsein


Man hat Italiener, Franzosen und Deutsche die drei Hauptvölker des mittelalterlichen Abendlands genannt. Denn sie teilten sich das Papsttum, die Wissenschaft und das Kaisertum (sacerdotium, studium, imperium). Im Sinne der Ost-West-Wanderungstheorie des Otto von Freising, wonach die Religion, die Wissenschaft und die politische Führung von Osten nach Westen gewandert seien, bis sie in Europa den Höhepunkt erreichten und das Ende der Geschichte damit eingeleitet war, lag es nahe, dass gerade in diesen Völkern das Sendungsbewusstsein groß war. Zu Beginn der Neuzeit aber fand das Land, das an der südwestlichen Peripherie des christlichen Europas dieses gegen die Muslime verteidigte, seine historische Stunde.

Das spanische „Sendungsbewusstsein“ speiste sich aus verschiedenen Quellen:

Bibel und Nationalgeschichte

(1) Die Bibel hat in allen christlichen Ländern ein Verständnis der Nationalgeschichte anhand der Kategorien „Erwählung-Bund-Gericht“ hervorgerufen. Alle Völker der Christenheit fühlen sich analog zum jüdischen Volk „erwählt“, verstehen ihren Eintritt in die Kirche als eine Art „Bund“ mit ihrem neuen Gott und deuten ihre historischen Niederlagen und Katastrophen als Gericht Gottes ob ihrer Untreue gegenüber ihrer Erwählung und Bundesverpflichtung. In Spanien markiert die Bekehrung des Westgotenkönigs Rekared vom Arianismus zum katholischen Glauben beim III. Konzil von Toledo 589 die entscheidende Wende. In der