: Kai Brodersen, Johannes Engels
: Engels, Philipp II. und Ale...
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534723355
: 1
: CHF 15,80
:
: Altertum
: German
: 136
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses Buch bietet einen Überblick über eine zentrale Epoche der europäischen Geschichte. Mit Philipp II. von Makedonien begann eine nicht nur für Griechenland einzigartige neue Zeit. Zielstrebig, als Feldherr, Staatsmann und Diplomat gleichermaßen überragend, legte Philipp die machtpolitischen Grundlagen für das Werk seines Sohnes. Alexander der Große ist ohne Zweifel eine der faszinierendsten, zugleich aber auch komplexesten Gestalten der Geschichte. Nachdem sein Vater ermordet wurde, sicherte er zunächst die Herrschaft in Makedonien. Dann unterwarf er das Perserreich und ließ sich als Nachfolger der persischen Großkönige feiern. Er eroberte Ägypten und die persischen Residenzen weit im Osten und zog in strapaziösen Märschen, gewaltige Entfernungen überwindend, bis nach Indien, wo das erschöpfte Heer ihn zur Umkehr zwang. Das von ihm begründete Großreich veränderte die gesamte damalige Welt.

Kai Brodersen ist Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt und Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur Antike bei der wbg und u. a. Herausgeber der Reihe »Geschichte kompakt - Antike«.

    I. Einleitung


Der Charakter der Epoche

Im Rahmen der antiken griechischen Geschichte kann man das Zeitalter Philipps II. (circa 382–336) und Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.) als eine Übergangszeit zwischen der späten klassischen Polisstaatenwelt des 4. Jahrhunderts und dem frühen Hellenismus charakterisieren. Schon hellsichtige Zeitgenossen hatten ein klares Bewusstsein davon, dass sich zwischen 359 und 323 epochale Veränderungen vollzogen, deren Auswirkungen die ganze östliche Mittelmeerwelt, Ägypten und den Vorderen Orient betrafen. Signifikant für dieses Bewusstsein ist der historiographische Perspektiv- und Paradigmenwechsel, der sich bei griechischen Historikern von XenophonsHellenika zu TheopompsPhilippika und danach zu den frühen Alexanderhistorikern vollzieht. Xenophon hatte in seinenHellenika den großen Torso der Geschichte des Peloponnesischen Krieges des Thukydides von 411 v. Chr. über das Endjahr dieses Krieges 404 v. Chr. hinaus fortgeführt. Denn das Ringen der bedeutendsten Poleis der polyzentrischen Staatenwelt des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr., Athens, Spartas und Thebens, um die hegemoniale Stellung in Hellas war mit dem (vorläufigen) Scheitern Athens, das sich auf den Delisch-Attischen (Ersten) Seebund gestützt hatte, keineswegs beendet. Unerwartet schnell vollzog sich der machtpolitische Wiederaufstieg Athens, das sich bald durch die Neugründung des Zweiten Attischen Seebundes ein politisches und militärisches Instrument schuf, mit dessen Hilfe die Polis bis zum Ende dieser Symmachie 338 v. Chr. und zu dem Verlust der athenischen Flotte 322 v. Chr. in Hellas weiterhin eine bedeutende Rolle spielen konnte. Doch trotz der Wünsche einer Mehrheit des Demos wurde bald erkennbar, dass Athen im 4. Jahrhundert keine Hegemonie mehr über ganz Hellas würde erringen können. Sparta stützte sich in seiner Hegemonialpolitik ebenfalls auf eine hegemoniale Symmachie, den Peloponnesischen Bund. Zwischen 404 und 371 v. Chr., dem Jahr der verheerenden Niederlage von Leuktra, konnten die Spartaner trotz vielfältiger Widerstände eine Führungsstellung im griechischen Raum verteidigen. Doch stürzte auch ihre Vorherrs