: Wolfgang Zwickel, Michael Tilly
: Religionsgeschichte Israels
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534734689
: 1
: CHF 21.70
:
: Judentum
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Menschen der Bibel - wie lebten sie, was dachten sie und vor allem: Was glaubten sie? Zwei ausgewiesene Experten führen hier in einer einmaligen, interdisziplinären Übersichtsdarstellung, die sich nicht nur an Theologen wendet, in die wesentlichen Epochen, Menschen, Probleme und Theorien ein. Anhand zahlreicher Textquellen und archäologischer Funde zeichnen Michael Tilly und Wolfgang Zwickel die Religionsgeschichte des Heiligen Landes von den Anfängen sesshafter Siedlungen vor rund 10.000 Jahren bis zu den Anfängen des Christentums im 2. Jahrhundert n. Chr. und der Entstehung des Rabbinats im Judentum nach. So werden die Voraussetzungen für unsere jüdisch-christlich geprägte Welt verständlich und die geschichtliche Situation greifbar. Ein kommentiertes Quellenverzeichnis sowie ein Register runden den Band ab.

Wolfgang Zwickel, geb. 1957, ist Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ein besonderer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Kulturgeschichte Israels.

1    Was ist Religion?


In diesem Buch kann und soll keine umfassende Analyse des Begriffes „Religion“ im Sinne einer Entwicklungsgeschichte dieses Begriffes oder einer systematisch-theologischen, philosophischen oder religionswissenschaftlichen Erörterung des Wortes geboten werden. Dies ist mehrfach an anderer Stelle von kompetenteren Leuten durchgeführt worden.1 Dieses kurze Einstiegskapitel will vielmehr deutlich machen, wie die Autoren des Buches den Begriff „Religion“ verstehen und in diesem Buch verstanden haben wollen.

Eine wichtige Einstiegsbeobachtung ist, dass das Hebräische den Begriff „Religion“ eigentlich nicht kennt, ebenso wenig wie das Griechische. Die Wörterbücher bieten allenfalls yir’at YHWH bzw. theosebeia „Gottesfurcht“ als Äquivalente an, doch beschreiben diese Begriffe nur einen Teilbereich von „Religion“. Am umfassendsten, aber vielleicht auch am einfachsten ist eine pragmatische Definition, wie sie Gustav Mensching vorgelegt hat: Religion ist „erlebnishafte Begegnung mit heiliger Wirklichkeit“ und kann „als antwortendes Handeln des vom Heiligen existentiell bestimmten Menschen“ verstanden werden.2

Diese offene Definition bietet viele Möglichkeiten, die Religion der biblischen Zeit und Umwelt angemessen zu erfassen. Mensching spricht von „heiliger Wirklichkeit“, ohne sich dabei auf eine bestimmte Religion festzulegen. Alle Ebenen religiösen Erlebens und religiöser Ideen sind hiermit umschrieben, ohne dass von vornherein eine wertende Einschränkung hinsichtlich des Zugangs zu dieser Religion vorgegeben wäre. Es geht z.B. nicht (allein) um die Religion