Wie der Begriff kommen auch die bis heute maßgeblichen Beispiele für den Mythos aus der griechischen Antike. Ursprünglich bezeichnet der Ausdruck die in Hesiods▸Theogonie und in den homerischen EpenIlias undOdyssee erzählten Götter- und Heldengeschichten. Die Genealogie der griechischen Götter, der▸ Trojanische Krieg und die abenteuerliche Irrfahrt des Kriegsheimkehrers▸ Odysseus: Das ist vom ersten Aufkommen des Wortes an bis heute die Basis, auf der alle Rede vom Mythos steht. Wie komplex die Definitionsangebote für den Mythosbegriff im ausdifferenzierten Wissenschaftsbetrieb auch geworden sind, so stabil bleibt die Grundlage der hesiodischen und homerischen Texte. Denn sosehr moderne Mythosbegriffe auch moderne Phänomene wie Hollywoodfilme oder Markenprodukte mit einschließen, sie werden genau dann nicht mehr als Mythosbegriffe gelten können, wenn sie ihre Beziehbarkeit auf Hesiods und Homers Erzählungen verlieren. DieTheogonie, dieIlias und dieOdyssee geben die nachhaltigste phänomenale Orientierung, was denn konkret unter Mythos zu verstehen ist. So prägt sein altgriechischer Ursprung den Begriff bis heute. Mit der zeitlichen geht die kulturräumliche Ausdehnung einher. Wenn man etwa von germanischen oder auch außereuropäischen Mythen und Mythologien spricht, überträgt man das altgriechische Konzept auf andere Kulturen. Damit wird man den jeweiligen kulturellen Besonderheiten freilich nicht gerecht. Denn wenn auch viele Kulturen traditionelle Götter- und Heldenerzählungen kennen, bleibt deren Kennzeichnung als ‚Mythos‘ doch eine spezifisch altgriechische Position. In diesem Begriff l