1. KAPITEL
Sichert die Takelage!“ Kräftige Sturmböen zerrissen die Worte des Kapitäns.
Will schlitterte über das glatte Deck. Er versuchte sich mit aller Kraft auf den Beinen zu halten, während die peitschende See das Schiff hin- und herwarf. Ein falscher Schritt, und der Sturm fegte ihn über Bord. Will wäre für immer verloren.
„Mehr Männer ans Steuerrad!“, brüllte der Erste Offizier.
Will kämpfte sich die letzten Stufen empor und griff nach einer freien Speiche. Sofort spürte er, wie sich die geballte Kraft der See unter dem Schiff zusammenballte.
„Hart Steuerbord!“
Mit zwei weiteren Männern versuchte er, das Steuerrad herumzureißen, doch es ließ sich kaum bewegen. Will gab nicht auf. Noch einmal stemmte er sich so gegen das unbeugsame Rad, dass es ihm schier die Muskeln zerriss.
„Allmächtiger Gott“, flüsterte der Erste Offizier.
Will blickte auf und erschrak. Er wusste, dass er das hier nicht überleben würde. Eine der mächtigsten Wellen, die er je gesehen hatte, türmte sich unbarmherzig vor ihnen auf. Ihr Schiff lag bereits seitlich, gleich würden sie kentern. Es gab keine Rettung mehr.
„Macht euch auf was gefasst, Männer!“, rief der Kapitän.
Das Steuerrad fest in der Hand blickte Will seinem Schicksal entgegen. Da brach die gewaltige Welle auch schon donnernd über dem Schiff zusammen.
Die Gewalt des Aufpralls war so enorm, dass die Wassermassen Will binnen Sekunden vom Steuerrad über die Reling in die Tiefe rissen. Seine Lungen brannten, während er nach Luft rang, doch Will wusste, dass ein einziger Atemzug unter Wasser den sicheren Tod bedeutete. Er versuchte, sich zu orientieren und darauf zu vertrauen, dass ihm sein innerer Kompass die rettende Richtung weisen würde, als er endlich aus der Tiefe emporschoss. Kaum an der Wasseroberfläche angekommen, sog er gierig den lebensspendenden Sauerstoff in seine Lungen ein, bevor ihn eine zweite Welle hinab in die Tiefe riss.
Will kämpfte sich mit letzter Kraft an die Oberfläche zurück. Er stieß seine Schuhe mühsam von sich, denn jedes überschüssige Gramm Gewicht konnte in dieser Situation über Tod oder Leben entscheiden. Das Schiff lag in einiger Entfernung. Sein Heck richtete sich unnatürlich auf. Nur wenige Augenblicke später wurde es von den dunklen Fluten unbarmherzig in di