Alte und neue Obstarten
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Unsere Ess- und Konsumgewohnheiten sind einem beständigen Wandel unterzogen. Auch die Anforderungen, die an Obst gestellt werden, ändern sich. Verfügbarkeit, Essgewohnheiten, Markterfordernisse und Anbau im Hausgarten stehen in Wechselwirkung zueinander.
Geschichte der Obstvielfalt
Obst wird als Wildobst seit Beginn der Menschheit geerntet. Gezielt kultiviert wird es als Beikost nicht so lange wie Getreide (Hauptnahrungsmittel). Die Domestizierung von Obst passierte in mehreren Wellen. Frühgeschichtlich waren es Äpfel, Birnen, Rundpflaumen, Wein, Feigen, Granatäpfel und andere, die vorwiegend im Orient domestiziert wurden und nichts mit heimischen Verwandten zu tun haben.
Die ältesten kultivierten Obstarten in Mitteleuropa sind Apfel, Birne und Myrobalane (Kirschpflaume) in der Jungsteinzeit. Der Kulturapfel stammt nicht vom heimischen wilden Holzapfel ab, sondern aus Zentralasien, die Kulturbirne nicht von der heimischen Wildbirne, sondern aus Südwestasien. Die Myrobalane kommt vom Kaukasus bis zur Balkanhalbinsel wild vor. Ob sie dort überall ureinheimisch war, ist nicht mehr zu ermitteln.
In der Bronzezeit folgten Maroni (Kastanie) und Kriecherl. Erstere kam aus Südosteuropa zu uns. Kriecherl oder Kriech(en)pflaume entstand als erste heimische Kulturart in Mitteleuropa aus Kreuzungen der eingeführten Myrobalane und der heimischen Schlehe. Wie bei den Elternarten ist die Frucht kugelförmig und der Kern breit.
Die Römer brachten dann etliche neue Obstarten über die Alpen, wie etwa die ersten Zuchtformen der Kirsche, die wild auch hier heimisch ist und war. Lucius Licinius Lucullus (* 117 v. Chr.; † 56 v. Chr.) importierte aus der pontischen Stadt Gire