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An einem Samstagvormittag riefen eine Frau und ein Mann abwechselnd, beeilt euch, weil sie hofften, dadurch ihre beiden Töchter anzutreiben, dass sie endlich vorankämen und ihre Sachen zusammenpackten und die Reise losgehen könnte. Die Mädchen sahen einander kurz an, einer von diesen Blicken, bei denen sofort alles auf der Hand liegt, ohne dass ein Wort gewechselt werden muss, und riefen zurück, wir beeilen uns ja, aber sie taten nichts, was nach Eile aussah. Sie hatten keine Schule und wären lieber länger im Bett liegen geblieben, wie sie das normalerweise am Wochenende taten. Doch heute waren sie früh aufgestanden, hatten gefrühstückt und sich angezogen und waren im Grunde reisefertig. Sie schauten nur noch einmal in ihrem Zimmer nach, ob sie nichts Wichtiges vergessen oder übersehen hatten, was sie mitnehmen wollten, sie würden über Nacht bleiben, und um ihre Eltern zu beruhigen und hinzuhalten, riefen sie, wir kommen gleich. Aber sie zögerten den Abschied hinaus, standen da und schauten sich um, als prüften sie, ob alle Dinge an ihrem Platz waren, oder als müssten sie sich einprägen, was sie sahen und wo was stand oder lag, wie das so ist bei den letzten Blicken zurück.
Die Nacht war vergessen, verschwunden in der Masse der ereignislosen Nächte, aus denen das gewohnte Nichts besteht, das dunkle, verhangene Leben. Eltern und Kinder schliefen in Ohnmacht und in Träume gepackt, und als sie nacheinander aufwachten und zu sich selbst zurückfanden, in Wärme und Behagen, mit unbestimmtem Drängen und ersten Bedürfnissen, vagen Erinnerungen an den Schlaf, im tastenden Wiedererkennen ihrer gewohnten Welt, rollten sie erneut zusammen in die Mulde ihres Familienlebens, wie Kugeln auf einem locker gespannten Tuch, stießen und rieben sich aneinander und taten für Augenblicke so, als läge nur ein neuer, aus dem nächtlichen Vergessen geborener Tag vor ihnen, angefüllt mit unbestimmten Aufgaben, Freuden, Tätigkeiten, bis der Leichtsinn des ersten Erwachens zerstob und sie eingeholt wurden von den Launen und Sorgen ihres Daseins, die sie durch die Wochen, Monate und Jahre mit sich zogen, Schule, Geld, Beruf, Konkurrenz, Neid, Eifersucht, Ängste aller Art, alltägliche Dinge eben.
Über jeden wird ein Dossier geführt, darin steht alles, was er erlebt, nichts wird übersehen, vergessen oder ausgelassen, jede Regung und Empfindung wird festgehalten, jede Vorstellung, jeder Gedanke dokumentiert. Niemand ist beauftragt worden, eine solche Mappe anzulegen und zu führen, kein Biograph, kein Versandhändler, kein Geheimdienst, sie füllt sich von selbst, wie eine Regentonne, un