: Hans Dominik
: Kautschuk (Science-Fiction-Roman) Spionagethriller
: e-artnow
: 9788026864639
: 2
: CHF 1.80
:
: Technik: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 295
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Kautschuk (Science-Fiction-Roman)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Hans Dominik (1872-1945) war ein deutscher Science-Fiction- und Sachbuchautor, Wissenschaftsjournalist und Ingenieur. Aus dem Buch: 'Prüfend hielt Dr. Rudolf Wendt im Laboratorium der MEA-Werke in Langenau ein Reagenzglas gegen das Licht. Kopfschüttelnd betrachtete er die Flüssigkeit darin, während seine Rechte mechanisch im Versuchsprotokoll blätterte. 'Verflucht und dreimal zugenäht! Wieder nichts! Es klappt nicht! Wie Fortuyn sich das denkt, möcht' ich wissen. Was meinen Sie, Kollege Lehnert?' Der andere Assistent neben ihm zuckte die Achseln und brummte vor sich hin: 'Wer weiß, ob sich Fortuyn bei diesem ganzen Kram sehr viel gedacht hat. Ich halte sowieso nichts von der Heptansynthese. Die Butadien-Kohlenwasserstoffe haben sich doch als glänzende Ausgangsbasen für synthetischen Kautschuk erwiesen. Seit Jahren wird Buna S, Perbunan und Neoprene auf diese Weise hergestellt. Gerade das letztere hat sich doch als vorzüglicher Isolationsstoff erwiesen ...' 'Aber nicht ausreichend für den starken und hochgespannten Atomstrom', wandte Dr. Wendt ein. 'Ja, aber warum arbeitet Fortuyn dann nicht auf dieser Linie, vor allem mit dem Grundstoff Azetylen, weiter?' rief Dr. Lehnert. 'Hier liegt meiner Meinung nach die Zukunft.' 'Aber nicht nach Doktor Fortuyns Meinung', erwiderte Wendt. 'Er hat doch die Heptansynthese in der Theorie einwandfrei bewiesen. Es kommt eben lediglich auf den Katalysator an, um die geeignete Isolationsfähigkeit zu erreichen.' 'Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, sagte schon der alte Goethe!' gab Lehnert bissig zurück. Sein abweisendes Gesicht ließ Wendt eine weitere Frage unterdrücken...'

»Das werde ich, glaub’ ich, nicht tun, mein lieber Rudi. Aber bei der Fixigkeit, mit der Sie Ihre Formeln hier hingehaun haben, kann schließlich doch ein Irrtum unterlaufen sein, den ich nicht sofort feststellen kann. Doch Geduld!« Sie schob ihre Arbeiten beiseite. »Ich werde mich gleich daranmachen. Und wenn’s stimmt, Rudi, dann …«

Rudi formte die Lippen zu dem Wort ›Kuß‹. Da hob Tilly drohend den Finger. »… erhalten Sie morgen ‘ne Einladung zu Ihrem Leibgericht – puh, mir graut’s! – Schlesisches Himmelreich.«

»Prima, prima, Tilly!« rief Rudi strahlend. »Werde von jetzt ab fasten. Denn stimmen tut’s, das kann ich Ihnen sagen! Ihre Portion esse ich jedenfalls mit! – Haben Sie sich übrigens mal den Fall überlegt, wie Sie sich stellen würden, wenn Ihr zukünftiger Gatte ausgerechnet ein Liebhaber dieses köstlichen Gerichts wäre? Ich würde mich unbedingt scheiden lassen, wenn etwa meine Zukünftige es mir nicht jede Woche wenigstens einmal auf den Tisch setzte!«

»Gut, daß Sie das sagen, Rudi! Ich werde mich danach richten.«

»Wie meinen Sie das?«

»Ich meine, Rudi, daß Sie – abgesehen von einigen wenigen löblichen Momenten – ein großer Frechdachs sind!«

Die Mittagsglocke schrillte. Rudi wollte fortgehen, doch Tilly hielt ihn zurück und gab ihm den beschriebenen Bogen. »Es stimmt tatsächlich! Möchten Sie mir ‘nen Gefallen tun, Rudi?«

»Aber selbstverständlich, Tilly! Was soll ich denn?«

»Bringen Sie doch das alles noch mal mit erläuternden Ausführungen in anständiger Form zu Papier! Wissen Sie: so, wie Sie’s etwa als Examensarbeit machen würden.«

Rudi machte ein saures Gesicht. »Na meinetwegen! Wann wollen Sie es denn haben?«

»Sobald als möglich!«

»Na schön! Auf Wiedersehn!« —

Am nächsten Morgen übergab Rudi Tilly ein ziemlich umfangreiches Schriftstück. Die nahm es, durchblätterte es. »Menschenskind! Wann haben Sie denn das gemacht? Das sind ja weit über zwanzig Seiten!«

»Na, wann soll ich’s gemacht haben? Heute nacht. Fünf Stunden meiner unentbehrlichen Nachtruhe hab’ ich geopfert.«

Tilly reichte ihm die Hand. »Danke Ihnen herzlich, Rudi! Sie sind doch ein Prachtkerl!«

»Werde Sie gelegentlich daran erinnern, Tilly!«

Rudi ging an seinen Platz und schob seine Apparate zurecht. »Verfluchter Kram!« murmelte er brummend vor sich hin. »Siebzehn Versuche mit Kohlenwasserstoffen vom Pentan bis zum Oktan hab’ ich schon hinter mir … Resultat: null Komma null! – Weitere siebzehn blühen mir sicher noch … Der Teufel soll den langweiligen Kram holen!«

Er ging zu Tillys Tisch zurück und sagte: »Sie haben sich ja auch schon mit den negativen Versuchen der Methanreihe beschäftigt. Was denken Sie davon, wenn man mal ungesättigte Kohlenwasserstoffe in gewissen Prozenten zugibt?«

»Rudi, Sind Sie des Teufels? Lassen Sie das ja sein!«

»Ach, Sie meinen: wegen der Explosionsgefahr? Das kann man ja mit der nötigen Vorsicht machen. Aber könnten Sie sich nicht vorstellen, daß man auf die Manier die Reaktion vielleicht durch spontane Hydrierung erzwingt?«

Tilly schüttelte den Kopf. »Mit den Homologen der neuen Heptanreihe …? Da geh’ ich lieber weg! Das erscheint mir mehr als riskant!«

Rudi ging ruhig zu seinem Platz zurück. »Heptan?« brummte er vor sich hin. »Gibt wieder wenigstens vierzig Versuche.«

Er setzte sich und warf ein paar Formeln aufs Papier und überlegte. Mit der Heptanreihe müßte es gehen, wenn man den anderen Katalysator nahm. Aber sollte er’s riskieren? Bei vorsichtigster Dosie