»Vorwärts! Lauft! Lauft!«, feuerte Cheryl die Huskys an. Mit lauten Zurufen trieb sie ihr Gespann die steile Straße hinauf, sprang von den Kufen und stemmte sich keuchend gegen den Schlitten, weil sie sonst niemals die Steigung geschafft hätte. Mit ihrer ganzen Kraft rammte sie ihre Stiefel in den Schnee, wie ein Kletterer, der eine Wand erklomm, nur schneller und hastiger, um nicht das Gegenteil zu erreichen und den Hunden zur Last zu werden.
Der frische Schnee, der während der vergangenen Nacht gefallen war, gab den Hunden und ihr festen Halt, und die frisch gewachsten Kufen hielten den Schlitten in der Spur. Sie hatte schon Tage erlebt, an denen die Straße so vereist gewesen war, dass selbst die Hunde aufgegeben hatten. »Go! Go!«, rief sie ungeduldig. »Gleich haben wir es geschafft. Immer weiter, Snowball!«
Snowball war ihr Leithund, ein muskulöser Siberian Husky, der sich mit seinem schwarzen Fell deutlich vom Schnee abhob. Er lebte hauptsächlich von seiner Kraft, auch jetzt wieder, als er die letzten Meter der Steigung erklomm und die anderen Hunde allein durch seine Körpersprache mitriss. Zusammen erreichten sie die Anhöhe und liefen weiter. Ihre Huskys kannten keine Müdigkeit, konnten sich nichts Schöneres vorstellen, als über einen verschneiten Trail zu laufen. Der böige Wind machte ihnen kaum etwas aus.
Cheryl sprang auf die Kufen und ließ ihnen ihren Willen. Erst an der nächsten Biegung bremste sie und rief: »Whoaa! Haltet an! Zeit für eine kurze Rast, oder habt ihr Angst, was zu verpassen?« Sie fuhr an den Straßenrand und stieg von den Kufen, rammte den Anker in den Schnee, ging von einem Husky zum anderen und dankte ihnen für ihren Einsatz. Huskys brauchten Zuspruch, besonders Snowball, der sich am liebsten zwischen den Ohren kraulen ließ. »Das habt ihr toll gemacht!«, lobte sie ihr Gespann. »Ihr seid wirklich gut in Form. Wir würden unseren Spaß in Dawson haben, was?«
Sie zog ihre Thermoskanne aus dem Schlittensack und gönnte sich einen Becher von dem inzwischen lauwarmen Tee. Dazu aß sie einen Riegel von der Schokolade, die sie auf jeder Fahrt mitführte. Sie liebte Schokolade über alles, besonders die teure Zartbitter mit Orangengeschmack, die der Besitzer des General Store in Dease Lake nur für sie bestellte. »Ich glaube, ich sag’s meinen Eltern heute Abend«, wandte sie sich an ihre Hunde. »Sie werden wohl sauer sein, weil ich nicht früher Bescheid gesagt habe, aber irgendwie werde ich sie schon rumkriegen. In Dawson sind wir schließlich nicht aus der Welt. Sie sind sowieso lieber mit dem Snowmobil unterwegs. Höchste Zeit, dass ich mal eine andere Stadt sehe und von diesem Mistkerl wegkomme.«
Snowball antwortete ihr mit einem leisen Jaulen. Er hatte natürlich keine Ahnung, wovon sie sprach, und wollte so schnell wie möglich weiter. Auch die anderen Huskys waren stehen geblieben und warteten auf die Weiterfahrt.
Sie trank den restlichen Tee und schraubte den Becher auf die Thermosflasche. Die Ungeduld der Huskys schien sie gar nicht zu be