Kapitel Eins
Ich schreibe Listen, um zu überleben. Damit bin ich nicht allein. Egal, was man googelt, es ist immer eine Liste unter den Treffern. Einmal habe ich nach »Warum machen Leute Listen?« gesucht. Abgesehen von 127 Gründen, warum wir Listen lieben, bin ich dabei auf noch mehr Listen gestoßen: 11 ungewöhnliche Verwendungszwecke für eine Büroklammer. 15 misslungene Heiratsanträge. 23 Orte, die man im Leben gesehen haben muss.
Wann haben die Menschen damit angefangen? Vielleicht hat vor langer Zeit ein zotteliger Höhlenmensch in einer dunklen HöhleMammut töten, Feuer machen, aufrecht gehen in die Wand geritzt.
Anscheinend stehen wir darauf. Und nach dem, was mir passiert ist, brauche ich meine Listen mehr denn je.
»Worüber denkst du nach?« Moms Augen huschen zu mir und dann zurück auf die Straße vor uns.
»Nichts.« Ich rutsche auf meinem Sitz hin und her und starre aus dem Fenster in die beigefarbene Landschaft Kaliforniens entlang der Interstate 5.
Ungefähr alle 80 Kilometer fragt Mom mich auf eine andere Art und Weise, ob sieumdrehen, nach Hause fahren und wir das Ganze vergessen sollen. Ich erzähle ihr jedes Mal eine neue Version vonich will das, fahr weiter, ich habe einen Plan und beobachte dabei, wie die Landschaft vor dem Fenster sich immer stärker von den hellen Erdtönen unterscheidet, die wir in San Diego zurückgelassen haben.
Ach was, Plan – ich habe eineListe! Und ich liebe Listen. Diese hier ist nur anders als die Listen, die ich sonst gemacht habe.
Wir fahren Richtung Norden, die I-5 entlang, bis wir irgendwann die Autobahnen erreichen, die uns durch den dichten Tahoe Forest und dann weiter nach Squaw Valley führen.
Zu Trick McHale, meinem biologischen Vater.
So nennt ihn meine Mutter. Trick McHale,dein biologischer Vater. Ich hatte im ersten Jahr auf der Highschool eine Eins im Bio-Leistungskurs. Es besteht also kein Grund, mich an die Vererbungslehre zu erinnern. Außerdem denke ich nicht so über ihn. Meistens denke ich überhaupt nicht an ihn. Für mich ist Trick McHale nur eine Liste: Neun Geburtstagskarten (davon drei mit Zwanzig-Dollar-Schein), fünf Anrufe, ein Besuch im Zoo von San Diego, als ich sieben war. Das ist auch der Grund, warum Moms Überraschung nur von meiner eigenen getoppt wurde, als ich vor fünf Tagen verkündete, dass ich für eine Weile bei ihm leben wolle, einfach um mir eine Auszeit zu nehmen, um meinenschlimmen Tag (Moms Worte) hinter mir zu lassen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Es kam wie aus dem Nichts. Völlig untypisch für mich. Das stand au