Das Wasser im Wasserglas von Salman Rushdie perlt. Nein, aus dem Glas von Salman Rushdiesteigen Blasen auf. Das Glas selbst rührt sich nicht, es steht reglos auf dem glatten Tisch. Doch aus dem Wasser steigen Blasen auf. Dabei ist es stilles Wasser. Trotzdem entstehen da diese Blasen. Dass es stilles Wasser ist, weiß ich von dem Etikett auf der Wasserflasche, welches eindeutig sagt:Still Spring Water. Ich sitze in der ersten Reihe, mir entgeht nichts.
Salman Rushdie hat sein Wasser nicht einmal angerührt, was nicht verwundert. Das Wasser steht bereits seit kurz vor halb sieben auf dem Tisch, Rushdie selbst kam aber erst um 19:07 Uhr. Das Wasser steht also seit annähernd vierzig Minuten dort und kommt allmählich auf Temperatur. Stellen Sie sich bloß mal vor, wie das schmecken muss, vor allem unter diesem gleißenden Licht. Wahrscheinlich nicht anders wie ein warmer Swimmingpool oder ein guter Schluck aus einer Wärmpulle. Ich selbst lasse mir unter der Dusche manchmal das Wasser in den Mund rinnen, aber trinken würde ich es nie, denn mir fallen dabei automatisch die Frosch-Wasserspeier an den Gartenteichen ein. Wasserspeier Marke »Froschkönig« an einem brüllend heißen Tag. Stattdessen speie ich mir das Wasser über den Bauch, der anschließend gründlich mit Seife abgewaschen wird.
Denn Bakterien lieben warmes Wasser. Wasserbetten etwa sind eine ideale Brutstätte. Ich habe mal von einem Ehepaar gehört, das jahrelang sein Wasserbett nicht gereinigt hat. Es gibt da spezielle Pflegelösungen, die man regelmäßig zugeben muss, um Krankheitserreger abzutöten. Aber diese Leute haben es einfach nicht gemacht. Vielleicht wussten sie es nicht besser oder haben es verbummelt. Jedenfalls, am Tag des Umzugs wollten sie den Wasserkern der Matratze in die Badewanne entleeren, doch aus dem Ventil gluckerte eine ekelhafte Suppe aus Schuppentieren ohne Augen, aber mit Beinen. Natürlich waren sie geschockt, als diese Kreaturen in ihrer sauberen Wanne wimmelten. Doch das war noch nicht alles. Mit einem schmatzenden Geräusch flutschte zu guter Letzt ein zwei Meter langer, mindestens daumendicker Riesenwurm ans Tageslicht.Darauf hatten sie all die Jahre geschlafen, auf einem Bett voller Wurmgezücht.
Daher mein Rat: Trinken Sie auf Autorenveranstaltungen nie das bereitgestellte Wasser, wenn Sie keine Würmer kriegen wollen.
Es gibt auch noch andere Risiken. Vielleicht wurde Ihr Wasser in einem unbeobachteten Augenblick vergiftet. Dazu brauchen wir uns nur die Romane von Agatha Christie anzugucken. In ihren Büchern werden andauernd Leute vergiftet. Meistens erfahren wir sogar, welches Gift verwendet und wie es verabreicht wurde. Über die Drinks nämlich. Die Organisatoren des Abends müssten Agatha Christies Giftschrank eigentlich kennen. Und auch, was es mit der Brugmansia auf sich hat, besser bekannt als Engelstrompete und fälschlich bekannt als Datura, eine südamerikanische Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Kennzeichen: trichterförmige, hängende Blüten, starker Nachtduft. Mit wässrigen Auszügen dieser alkaloidhaltigen Pflanze bestreichen die Naturstämme Amazoniens ihre Giftpfeile. Nur ein Idiot erkennt hierin keine Gefahr.
Die heutige Veranstaltung sollte eigentlich um 19:00 Uhr beginnen, doc