: Marie Lu
: Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
: Loewe Verlag
: 9783732006335
: Young Elites
: 1
: CHF 7.90
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach Legend taucht Bestsellerautorin Marie Lu mit ihrer neuen historischen Fantasy-Reihe Young Elites in eine Welt voller Magie ein und zeigt eine Heldin, die zwischen Liebe und Dunkelheit gefangen ist. Über Nacht verfärbten sich Adelinas wunderschöne schwarze Haare plötzlich silbern. Seit sie das mysteriöse Blutfieber überlebte, ist die Tochter eines reichen Kaufmanns gezeichnet und von der Gesellschaft verstoßen. Aber die Krankheit hat ihr nicht nur eine strahlende Zukunft genommen, sondern auch übernatürliche Kräfte verliehen. Und Adelina ist nicht die Einzige. Die Gemeinschaft der Dolche wird vom König gejagt und gefürchtet, denn mit ihren unerklärlichen Fähigkeiten sind sie imstande, ihn vom Thron zu stürzen. Doch dazu benötigen sie Adelinas Hilfe ... X-Men meets Die rote Königin: Eingebettet in eine märchenhafte Welt, die an das Venedig der Renaissance erinnert, erzählt Spiegel-Bestsellerautorin Marie Lu die Geschichte von Adelina, einer sehr komplexen Heldin, die zunehmend von der rachgierigen Dunkelheit, die sie in sich trägt, übermannt wird. Ob ihre Liebe zu Prinz Enzo sie retten kann? Nach dem New York Times-Bestseller Legend der grandiose Auftakt zu einer neuen originellen und actionreichen Fantasy-Trilogie der Autorin. 'Die Gemeinschaft der Dolche' ist der erste Band der Young Elites-Trilogie.

Marie Lu, Autorin der Bestseller-Trilogie Legend, wurde 1984 in Shanghai geboren und lebte für einige Zeit in Texas, bevor sie an der University of Southern California studierte. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie bei den Disney Interactive Studios, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann und drei Hunden in Santa Monica, nahe dem Meer. Ihre wenige Freizeit verbringt sie mit Lesen, Zeichnen, dem Spielen von Assassin´s Creed und Im-Stau-Stehen.

Manche hassen uns wie Verbrecher, die es zu hängen gilt.

Manche fürchten uns wie Dämonen, die es zu verbrennen gilt.

Manche verehren uns wie Kinder der Götter.

Aber ein jeder kennt uns.

Über die Elite der Begabten, Quelle unbekannt

ADELINA AMOUTERU

Morgen früh werde ich sterben.

Das sagen zumindest die Inquisitoren, wenn sie in meine Zelle kommen. Seit Wochen bin ich hier gefangen – und das weiß ich nur, weil ich die Mahlzeiten, die sie mir bringen, gezählt habe.

Ein Tag. Zwei Tage.

Vier Tage. Eine Woche.

Zwei Wochen.

Drei.

Danach habe ich aufgehört zu zählen. Die Stunden verschwimmen zu einem endlosen Strang aus Leere, erfüllt nur vom flackernden Schein der Fackeln, wenn meine Tür sich öffnet, dem Frösteln auf kaltem, feuchtem Stein, den Resten meiner Vernunft, dem zusammenhanglosen Wispern meiner Gedanken.

Doch damit wird es morgen vorbei sein. Sie werden mich vor aller Augen auf dem Marktplatz verbrennen. Die Inquisitoren sagen, dass sich dort draußen bereits die Schaulustigen zusammenfinden.

Ich sitze kerzengerade, so wie man es mich gelehrt hat. Meine Schultern berühren nicht die Wand. Es dauert eine Weile, bis mir bewusst wird, dass ich mich vor und zurück wiege, vielleicht, um nicht den Verstand zu verlieren, vielleicht, um mich warm zu halten. Dabei summe ich ein altes Schlaflied vor mich hin, das meine Mutter mir oft vorgesungen hat, als ich klein war. Ich versuche, den zarten, liebevollen Klang ihrer Stimme nachzuahmen, doch bei mir klingt es heiser und abgehackt, kein bisschen so wie in meiner Erinnerung. Also gebe ich es auf.

Es ist so schrecklich feucht hier unten. Von einer Stelle über der Tür sickert Wasser die Mauer herab und gräbt eine Furche in den Stein, kränklich grün und schwarz vor Ruß. Mein Haar ist verfilzt, meine Nägel verkrustet mit Blut und Dreck. Wie gern würde ich sie sauber schrubben. Ist es seltsam, dass ich an meinem letzten Tag ununterbrochen darüber nachgrübele, wie schmutzig ich bin? Wenn meine kleine Schwester hier wäre, würde sie mir beruhigende Worte ins Ohr murmeln und meine Hände in warmes Wasser tauchen.

Immer wieder frage ich mich, ob es ihr gut geht. Sie ist kein einziges Mal gekommen, um mich zu sehen.

Ich lasse meinen Kopf in die Hände sinken. Wie konnte ich bloß so enden?

Aber das weiß ich natürlich. Die Antwort lautet: weil ich eine Mörderin bin.

Alles begann vor wenigen Wochen in einer stürmischen Nacht in der Villa meines Vaters. Ich konnte nicht schlafen. Draußen rauschte der Regen und Blitze erhellten meine Schlafkammer. Doch selbst das Unwetter vermochte das Gespräch im Erdgeschoss nicht zu übertönen. Mein Vater und sein Gast redeten über mich, natürlich. In den spätabendlichen Gesprächen meines Vaters ging es immer um mich.

Überall in Dalias Osten, wo meine Familie zu Hause war, redete man über mich. »Adelina Amouteru?«, hieß es. »Ach, eine von denen, die vor zehn Jahren das Fieber überlebt haben. Armes Ding. Ihr Vater wird es schwer haben, sie zu verheiraten.«

Niemand meinte damit, dass ich nicht schön genug sei. Ich bin nicht eingebildet – bloß ehrlich. Meine Kinderfrau hat einmal zu mir gesagt: Jeder Mann, der meine verstorbene Mutter erblickt habe, warte voller Neugier darauf, dass deren zwei Töchter zu Frauen heranreiften. Meine jüngere Schwester, Violetta, ist erst vierzehn und bereits der Inbegriff knospender Perfektion. Im Gegensatz zu mir hat Violetta die Sanftmut und den unschuldigen Liebreiz unserer Mutter geerbt. Ständig küsste sie mich auf die Wangen, lachte, tanzte, träumte. Als wir noch klein waren, saßen wir oft zusammen im Garten und sie flocht mir Immergrün ins Haar. Ich sang ihr vor. Sie erfand immer neue Spiele.

Damals liebten wir einander.

Mein Vater brachte Violetta oft Schmuck mit und sah zu, wie sie verzückt in die Hände klatschte, während er ihn ihr um den Hals legte. Er kaufte ihr teure Kleider, die er aus den entferntesten Winkeln der Welt herbeischiffen ließ. Er erzählte ihr Geschichten und gab ihr Gutenachtküsse. Ständig sagte er ihr, wie schön sie sei, in welch gu