Freitag
Sophie Sturm lehnte sich satt und zufrieden zurück. Sie saß auf ihrer Terrasse und genoss den wunderbaren Abend. Robert hatte eine köstliche Lachslasagne mit Spinat zubereitet. Nun war er in der Küche und kümmerte sich um das dreckige Geschirr. Es war ein heißer Tag gewesen. Nun war ein leichter Wind aufgekommen, und die Temperatur war auf angenehme 25 Grad zurückgegangen. Sophie streckte ihre braun gebrannten Beine aus und beobachtete das Geschehen in ihrem Garten. Ihre junge Podenco Ibicenco Hündin Ronja forderte den müden Königspudel Alexander zum Spiel auf. Sophie musste grinsen. Aus dem noch vor einem Jahr perfekt getrimmten Alexander war ein kleiner Hippie geworden. Sein Fell war zu lang für einen Pudel. Sie musste ihn dringend wieder trimmen lassen. Der Pudel gehörte Roberts Mutter. Da die mittlerweile im »Augustinum« lebte, einer sehr exklusiven Seniorenresidenz direkt an der Elbe, kümmerten sich Sophie und Robert um den Hund. Robert kam mit zwei Espressi zurück auf die Terrasse.
»Hier, mein Schatz«, sagte er und reichte ihr die kleine Tasse. Sophie warf ihm eine Kusshand zu und stellte lächelnd fest, dass sich nicht nur der Königspudel verändert hatte, auch Robert trug das Haar länger. Zudem war er mit Cargoshorts und T-Shirt bekleidet. Noch vor Kurzem hatte Robert höchstens zum Joggen Oberteile ohne ordentlichen Kragen an.
»Alles in Ordnung?«, fragte Robert irritiert nach. »Du guckst so komisch.«
»Ich habe nur gerade gedacht, was für einen attraktiven Freund ich doch habe.«
»Ich habe die Küche bereits aufgeräumt. Du musst mir also keinen Honig ums Maul schmieren. Oh, schau!« Robert deutete auf die Elbe. Ein Kreuzfahrtschiff zog majestätisch vorbei. Sophie liebte den Blick auf den Strom. Seit einem guten Jahr wohnte sie in der Villa in Othmarschen zur Miete. Ihre Vermieterin Misses Hamilton verbrachte ihren Lebensabend in ihrem Geburtsland, dem heutigen Malaysia. Sophie hatte die Villa für sich, auch wenn sie nur das Erdgeschoss bewohnte. Im oberen Stockwerk befanden sich noch immer die Möbel der alten Dame. Robert stellte seine leere Tasse ab und lächelte geheimnisvoll.
»Ich muss da was mit dir besprechen.«
Sophie nickte und schlug nach einer Mücke. »Was ist denn los?«
»Wir sollten den nächsten Schritt machen. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt«, begann Robert. Er schenkte Wein nach und sah sie erwartungsvoll an.
»Ich verstehe kein Wort. Wovon sprichst du?« Sophie war irritiert.
»Sophie, die Umstände haben sich geändert. Mutter wird nicht wieder in ihr Haus zurückkehren. Sie fühlt sich ausgesprochen wohl in ihrer Seniorenwohnung. Es gibt Fahrstühle und keine schmalen Treppen. Ich bin froh, mir keine Sorgen mehr machen zu müssen, dass sie sich bei einem weiteren Sturz nicht nur den Oberschenkel, sondern gleich das Genick bricht.«
Sophie runzelte die Stirn. »Schatz, ich kann dir gerade nicht folgen.«
»Das ist doch ganz einfach. Es ist unlogisch, dass ich ein Appartement bewohne, dass ich nur noch als Schrank nutze. Du lebst in einer halben Villa, die zugegeben sehr charmant ist, aber für uns beide auf Dauer zu klein. I